Reisebericht: Jinghong, 28.-30. März 2014
Neben dem Versenden der Pu Er der vorderen Jahre war das zweite Ziel, von der Ernte 2014 und vor allem für die Zukunft rohe Pu Er zu suchen. Wie bereits im vorherigen Reisebericht beschrieben, war es langsam an der Zeit von unserem bisherigen Produzente wegzukommen. Wie so oft hat sich eine wunderbare Gelegenheit ergeben. Etwas Glück ist dabei, zur richtigen Zeit am richtigen Ort, aber auch das intensive Suchen nach besseren, echteren, originaleren Tees sowie das Insistieren, Nachfragen und Lernen am Tee unsererseits bei unseren Lieferanten und Produzenten.
Vor zwei Jahren bei unserem Produzenten in Wuyishan hatte ich zufällig Weng Liping und seine Frau Chen Sanmao kennengelernt. Sie sind Belgier chinesischer Abstammung und arbeiten ebenfalls mit Tee, reisen wie wir jedes Jahr nach China zum Einkaufen, Lernen etc. , dazu versuchen sie, mit Teebauern längerfristige Kontakte aufzubauen und originalen Tee möglichst klassisch zu produzieren. Damals hatten sie mich mitgenommen nach Tongmuguan, im 2013 durfte ich einige ihrer Produzenten mitbesuchen. Siehe hierzu auch die Reiseberichte von 2012 und 2013. Im Sommer 2013 war ich bei Ihnen in Brüssel zu Besuch, im Winter darauf besuchten sie uns in Bern. Wir hatten sehr viel und intensiven Austausch; ich konnte extrem profitieren von ihrem Teewissen, ihrem europäisch-chinesischen Zugang und lernte und lerne viel und mehr. Sie sind sehr berührt von unserem Bemühen, echte, originale und qualitativ gute Tees zu suchen sowie von unserem Betreiben von Teewissenschaft, dem Streben nach mehr Informationen, mehr Originalität, mehr Tiefe etc. Ebenso sind sie desillusioniert über die Probleme und Schwierigkeiten dabei, über Fehler die sie selber auch machten und daraus lernten, über die weitverbreitete Bescheisserei etc. Sie hingegen haben keinen grossen, seit lange bestehenden Teeladen und können mengenmässig nicht so viel verkaufen wie wir.
Langsam hat sich deshalb eine Kooperation angeboten von Länggasstee und Les Feuilles Vertes, ihrem Verein. Während der beiden Besuche haben wir unsere künftige Zusammenarbeit besprochen; letztes Jahr hatten wir bereits einige Tees von ihren Produzenten gekauft, dieses Jahr werden wir richtig beginnen, vieles wird sich weiterhin ergeben.
Liping hat sehr viele Kontakte und ein enormes Fachwissen auch über Pu Er, hat jedoch aufgrund der zu kleinen benötigten Menge bisher keine Pu er produziert. Wir benötigen relativ grosse Mengen (in den letzten 10 Jahren haben wir insgesamt fast zwei Tonnen rohe Pu Er gekauft, der grösste Teil zum Lagern); ab jetzt werden wir zusammen rohe Pu Er zusammen produzieren.
Bereits seit Mitte März ist Liping in Xishuanbanna unterwegs. Er suchte Teebauern, besuchte mit ihnen die Teegärten und hat unzählige Tees degustiert und bereits einiges gekauft, seit ich da bin haben wir weitere Muster probiert und Tees gekauft. Zusätzlich gibt es einiges zu organisieren; Chauffeur und Begleiter, Teefabrik zum Pressen, Verpackung mit unserem jeweiligen Design, Stempel für Herkunft etc. Dazu kommt, dass man ein einmal gekaufter guter Tee nicht aus den Augen lassen darf, sonst wird er womöglich ausgetauscht, gemischt, falsch verpackt oder wer weiss was.
Als ich vorgestern Morgen, am 28. März, Im Hotelzimmer von Liping alle bereits gekauften Tees zusammen mit weiteren Mustern von ihm und von mir degustierte, lag die ganze Ladung bereits gekaufter Tees (in Form von noch ungepresstem Maocha) im Hotelzimmer von Lipings Begleiter, einem langjährigen Freund aus Shanghai.
Im Dorf Manjingfa bei Jinghong, wir die Cakes pressten.
Den ganzen 29. März verbrachten wir in der Teefabrik in einem an die Stadt Jinghong angewachsenen Dorf, um das Pressen zu Cakes zu überwachen.
In einem von einem Holzfeuer beheizten Wok wird Wasserdampf erzeugt, der dann durch ein Metalgefäss mit der portionierten Menge Maocha geleitet wird. Die so geschmeidig gemachten Blätter werden in einem Jutesack geformt und dann unter einem 25kg schweren Stein gepresst, danach ausgepackt und zum Trocknen auf eine Holzpalette gelegt.
Von 7 Uhr morgens bis nach 8 Uhr abends haben der Fabrikbesitzer, der Chauffer und der Begleiter von Liping sowie 2 weitere Helfer insgesamt 245kg Maocha zu 750 Stück gepressten Cakes verarbeitet, davon 147 Stück à 200g und 603 Stück à 357g. Frühstück, Mittag- und Abendessen haben wir natürlich in der Umgebung der Fabrik eingenommen, alles „Dorf-Essen“, viel besser als in der Stadt.
Vom Maocha zum Bingcha: Pressen der verarbeiteten Blätter von rohem Pu Er.
Den heutigen Tag (30. März) haben wir etwas ruhiger verbracht. Vormittags waren wir in einem Teehaus in einem wunderschönen Garten und haben dort weitere Muster verköstigt und analysiert. Nach dem Mittagessen waren wir in einem Stempelladen. Jeder Cake wird in ein handgemachtes Papier verpackt und dann mit diversen Stempeln versehen werden: Herkunft des Rohmaterials (Berg und Dorf) sowie Name des Teebauern, Erntedatum sowie je nach dem weitere Angaben. Nach einer zweistündigen Pause haben wir uns zum Abendessen getroffen und das morgige Programm organisiert. Das Papier zum Verpacken der Cakes war mittlerweile bei Liping eingetroffen, morgen früh beginnen wir in der Teefabrik mit dem Verpacken; wir hoffen, fertig zu werden und den Tee abends nach Shanghai zu verschicken, von wo er dann nach Europa versandt wird. Die gepressten Cakes (mit eingepresstem sichtbarem Neifei „innen fliegen“, ein Label als Qualitäts- und Originalitäts-Garantie, so kann nichts mehr vertauscht etc. werden) liegen zum Trocknen in der Teefabrik in einem mit der ausglühenden Kohle geheizten Raum.