Reisebericht: Suzhou, 03.-05. April 2014
Am 3. April nachmittags sind wir mit dem Hochgeschwindigkeitszug nach Suzhou gefahren; dieser fährt so schnell, dass die Anfahrt zum Bahnhof in Shanghai mehr Zeit in Anspruch nahm. Tickets haben wir reserviert über eine Freundin namens Xiuru von Liping und Sanmao, die in Shanghai einen Teeladen hat und sie auf den Teereisen oft begleitet, so auch ab heute. Bei der Übermittlung meiner Passnummer hatte sich ein Fehler eingeschlichen, so dass wir mein Ticket nicht abholen konnten. Wir haben uns dann mit der Kaufbestätigung auf ihrem Smartphone durchgeschlagen...
Am Bahnhof Suzhou ist noch Lukas Lange zu uns gestossen; er wird ab dem 7. April eine Teereise leiten, bis dahin wird er mit uns unterwegs sein. Danach sind wir mit zwei Taxis direkt auf die Halbinsel Dongshan gefahren, in ein ca. 800jähriges noch erhaltenes (und geschütztes) Dorf, wo wir in einem in traditioneller Art neu gebauten Hotel eingecheckt haben. Die Fahrt dauerte über eine Stunde, danach haben wir direkt im Hotel gegessen und abends noch einige Dinge organisiert und besprochen.
Am nächsten Morgen, dem 4. April sind Sanmao, Liping und Xiuru zu ihren zwei hiesigen Kontakten gegangen; sie wollten vorerst uns Westler nicht mitnehmen, vor allem damit nicht plötzlich zu hohe Preise verlang würden. Lukas und ich hatten sowieso noch etwas anderes zu erledigen. Wir sind per Bus nach Dongshanzhen du von dort nach Suzhou in die Stadt gefahren, zu einer Metrostation am Weg. Das hat fast zwei Stunden gedauert; der restliche Weg mit der U-Bahn wesentlich kürzer. Endlich sind wir im Teemarkt von Suzhou eingetroffen, wo wir uns bei unserem Kontakt vortags per Telefon angemeldet hatten. Nach der wie gewohnt herzlichen Nicht-Begrüssung à la Chinoise durften wir am Teetisch Platz nehmen und frische Grüntees probieren, die ersten für uns dieses Jahr.
Das Wetter war im letzten Sommer zu heiss und zu trocken, im Frühling war es lange kalt, die Erntezeit ist eher spät – die Teeernte dieses Jahr wird geringer ausfallen, die Qualität etwas weniger gut sein. Einige Tees, die wir hier kaufen bzw. zumindest probieren wollten sind noch gar nicht produziert. Von Bi Luo Chun, An Ji Bai Cha und Bai Cha Long Jing war jedoch bereits einiges da. Wir haben uns jeweils durch verschiedene Produktionen in Top-Qualität durchdegustiert – und die Tees auf Fehler untersucht und aussortiert, um zum Schluss von jeder der drei genannten Sorten vom von uns als besten ausgesuchten Muster mitgenommen zum im Hotel nochmal zu trinken und zu vergleichen. Wir müssten aber innerhalb zweier Tage Bescheid geben wovon wir wieviel kaufen wollen, denn die Menge ist sehr begrenzt.
Verschiedene Tees der gleichen Sorte zum degustieren im Teemarkt in Suzhou:
Zum Mittagessen haben wir uns mit einem (europäischen) Kunden getroffen, der in den Teehandel einsteigen und über uns Tee beziehen möchte; er reist selber zum Tee Einkaufen durch China. In einem Kaffee mit WIFI nebenan haben wir uns in aller Ruhe besprochen und ihm noch Muster überreicht. Danach machten Lukas und ich uns auf den über zweistündigen Nachhauseweg, diesmal in über-vollgestopften Bussen...Abends wie gehabt essen, mit den anderen austauschen, Tee trinken, lesen, etc.
Am Vormittag des 5. April haben wir eine Reihe der Bi Luo Chun probiert, welche die anderen drei am Vortag nach sehr intensiven Degustationen gekauft hatten, dazu auch noch meine drei Muster. Nachmittags sind Lukas und ich mit Liping nochmal zum Teeproduzenten gegangen, der am Vorabend mit seiner Frau weitere Bi Luo Chun verarbeitet hat. Bei ihm waren wir schon letztes Jahr, vergleiche dazu den Reisebericht Suzhou 2013, zweiter Abschnitt. Er lässt grundsätzlich niemanden neues in sein Haus herein, seine Stammkundschaft ist bereits gross genug, und die Menge an Tee, die er und seine Frau produzieren können, sehr begrenzt. Auf langjähriges Insistieren seitens Liping produziert dieser ehemalige Physiker, nun Biluochun-Produzent, seine Tees nun Wok für Wok. Ebenso hatten er und Liping anlehnend an die traditionelle Verarbeitung minutiös den Produktionsprozess verbessert. Dies ergibt weniger als 200g pro Tee, jeder unterscheidet sich vom anderen, was wir in einer Degustation erneut feststellen konnten. Anderswo wird normalerweise die Tagesproduktion von einem Ort oder sogar von mehreren Orten gemischt, um auf eine gewisse Menge zu kommen und auch um eventuelle Fehler auszubügeln.
Diese Bi Luo Chun sind auf einem ansonsten unerreichten Niveau, die Verfügbarkeit ist sehr klein – alles in allem konnten wir etwas über ein Kilo für Länggasstee erhalten. Die Hälfte von diesem ehemaligen Physiker, die andere Hälfte vom sogenannten Plan B von Liping und Sanmao: Eine Familie mit eigenem Teegarten im selben Dorf; die Frau wurde ebenfalls seit Jahren von Liping und Sanmao instruiert und produziert ebenso Bi Luo Chun in unerreichter Qualität Wok für Wok. Dorthin werden wir heute nach dem Abendessen gehen.
Im 800jährigen Dorf und beim Produzenten von Bi Luo Chun Wok für Wok: