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Reisebericht: Wuyishan 22.04.2012

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Viel gesehen heute. Sonntag kümmert hier ja keinen, speziell in der Erntezeit nicht, und die hat gerade eben angefangen. Wir als Reisende ohne Alltagsverpflichtungen sind eh' zeitlos unterwegs.
Am Morgen werden wir von Yu Liping abgeholt im Hotel, eine junge, freundliche Frau die als Fahrer ihren Vater mitgebracht hat - was dann beengte Sitzverhältnisse im Audi Quattro (Teefabrikant müsste man sein...) bringt. Also sitze ich für einmal vorne, die vier jüngeren Herrschaften und Damen zwängen sich in die 2. Reihe. Geht aber nur gut 10 Minuten, raus aus dem arg kulissenhaften Wuyishan in ein sehr chaotisch-chinesischen Vordorf. Viel Gehupe. Also wirklich viel. Der Fahrer/Vater ist ungeduldig. Er hupt, wenn er will und nicht kann (mit seinem Audi Quattro durchfahren). Ob da nun einer im Weg steht, der momentan AUCH nicht weiterkommt, oder ob er einem eigentlich Vortrittberechtigten den Weg abschneidet, er hupt. (Im Prinzip hupt er vor einer roten Ampel, bis sie endlich auf Grün umschaltet). Ich hupe, also bin ich. In diesem Satz steckt die menschliche Entwicklung von zigtausend Jahren...
Der Familienbetrieb (Yu Liping ist die 4. Generation) hat sein kombiniertes Wohn- Fabrikationshaus ausgebaut seit dem letzten Mal. Wir sitzen nun in einem grossen hellen Probierraum im 1. Stock und trinken den ersten Tee des Jahres, ein leichter aromatischer noch ungerösteter Oolong. Probieren uns nach und nach durch die letztjährigen Tees (die dunklen gerösteten Rock Tea sollten eh nicht frisch getrunken werden). Irgendwann kommen noch so ein paar kichernde Fräuleins und wollen unbedingt mit uns fotografiert werden. Na ja.
sauberes Wasser 2Viel Gespräch auch, Fragen, sogar Antworten. Dann natürlich Lunch zusammen. Lukas bekommt seine Nudeln, Moritz hat noch genug vom Hotelfrühstück und schnaust nur ein wenig, ich lange zu, hat wirklich köstliche Sache, aber auch etwas merkwürdige Dinge, die ich mehr der Form halber (Essen ist ein SEHR wichtiger Bestandteil) probiere.
Zurück im Firmensitz, nach längerer Wartezeit, geht's los, wir folgen den Teepflückerinnen. D.h. der Vater fährt uns mit einem Pickup in die Berge. Also wirklich ein Stück ausserhalb, nichts mit Tourismus hier. Und dann haben wir noch eine knappe halbe Stunde Fussweg, einen Pfad entlang, durch fast urwäldliches Gestrüpp, an kleinen Teefeldern vorbei, über Bäche und in die Höhe.
Schlussendlich landen wir an der Rückseite der Berge, die das (touristisierte) Naturreservat Wuyi Mountain begrenzen. Wirklich schön hier, auch schön warm, wild, kein Verkehr, nur Pfade. Alte Teebüsche auch. Viel klares Wasser (trinken ab Bach).
Kommen dann an das (ein) Teefeld von Yu Liping, ca. 500m Höhe. Hier wird gepflückt. Vorwiegend Frauen, oft sitzend vor den Büschen, weil für Oolong ganze Zweige gepflückt werden und erst später, nach der Verarbeitung, aussortiert. Das war eine meiner Fragen, warum "gutes und weniger gutes" Material zusammen verarbeiten?

Warum nicht vor der Verarbeitung sortieren bzw. entsprechend pflücken? 

2 x 30kg bergab"Die weniger guten, älteren (und trockenere) Blätter helfen, die guten jungen Blätter zu trocknen". 

Bleiben ca. 2 Stunden hier, nach und nach kommen PflückerInnen mit ihren Erträgen von höher gelegeneren Teegärten zu uns herunter. Grosse Säcke werden mit den frischen Blättern gefüllt, ca. 30 kg pro Sack. Und die werden dann von 2 kleinen drahtigen Chinesen, 2 Säcke = 60kg an der Bambusstange hängend, den halbstündigen Fussweg zum Pickup getragen. Das Gewicht alleine, immer in Balance zu halten mit der Bambusstange über der Schulter, den Pfad über Felsen hinunter, über Bäche und durch Gebüsch, 5 Mal pro Tag - das ist schon eine Leistung. Wir folgen den beiden, sie sind unsere Führer auf dem Rückweg. Hohes Tempo legen sie vor. Mal in Gang immer in Schwung bleiben. Und das Gleichgewicht lässt sich in Fahrt auch besser halten (Velo!).

4 Pausen legen sie ein auf dem Weg. Das spricht natürlich auch für die relative Abgelegenheit des Ortes, da kann kein Auto oder Moto hin, also auch keine Abgase. Werden zusammen mit dem Tee im Pickup zurückgehupt. Verabschieden uns im
Stammhaus von Yu Liping (sie war nicht dabei auf der Excursion) und werdendann standesgemäss... (Quattro) zum Hotel zurückgefahren.

 


emsig beim Pflückenseitliches Pflücken ganzer StengelFrische Blätter welkenLukas bei den Nudelnunberührte Landschaftalte Kliostermauer

 

 

 

 

 

 

 

 

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