Reisebericht: Huangshan 2, Xinming-Houkeng, 22. April 2015
Am frühen morgen des 22. April bin ich zu Fuss zu meinem gestern geknüpften Kontakt gegangen, der Tochter des Chefs der Firma Xin Ming Cha Ye; sie produzieren die Grünen Tees der Region, Tai Ping Hou Kui und Huang Shan Mao Feng. In ihrem Teeladen standen viele rauchende Teebauern, die ihren gestern produzierten Tee verkaufen wollten. Nach einer kurzen Wartezeit sind wir zur Teefabrik gefahren. Dort habe ich nochmal die Produktion gesehen, im Prinzip dasselbe wie am Vortrag bei Hou Keng Cha Ye. Allerdings habe ich hier noch das kurze Holzkohlerösten als Endtrockung gesehen. Nach einigen mittelmässigen Tees hat mich die Tochter dann ins Dorf Sanhe gefahren, wo regelmässig Busse nach Houkeng fahren. Damit man in das originale Gebiet des Tai Ping Hou Kui hereinkommt, muss man allerdings 300 RMB zahlen. Es wird hier auch kontrolliert, dass nicht zu viele Fahrzeuge den Berg hinauffahren und das keine Teeblätter von auswärts eingeführt werden, um sie dann als originalen Tee zu verkaufen.
In der Teefabrik Xin Min Cha Ye:
Unterwegs habe ich mit Liping telefoniert, meinem belgisch-chinesischen Partner und Tee-Experten. Er ist bereits einen Tag vor mir den Berg hochgefahren nach Houkeng und dann zu Fuss weiter bis nach Hougang. Dort kennt er einen alten Teebauern, der auf seine Anregung hin seit Jahren daran tüftelt, einen traditionellen Tai Ping Hou Kui in der Version von 1915 herzustellen, wo er (der Tee) an der Panama-Pacific-Weltausstellung in San Francisco als einer der besten Tee mit einer Goldmedaille beehrt wurde. Zum 100jährigen Jubiläum konnte er ein sehr gutes Ergebnis erzielen, laut Liping das beste bisher, ein wirklich schöner Tai Ping Hou Kui Version 1915, aus der alten lokalen Varietät der Teepflanze. Das Wetter hat auch gut mitgespielt, es war lange Zeit relativ kalt, die Teeblätter sind sehr langsam gewachsen, was zu intensiverem Aroma und besserer Qualität des Pflückgutes führt. In den letzten paar Tage sind die Temperaturen gestiegen, mit der Ernte konnte begonnen werden. Daneben hat er aus diesen alten lokalen Teepflanze ebenfalls einen modernen Tai Ping Hou Kui von allerbester Qualität produziert, den Tai Ping Hou Kui Lao Shu. Ich konnte leider nicht dabeisein (vergleiche Reisebericht Huangshan 1 ), Liping hat von beiden Tees für uns gekauft.
Landschaft auf dem Weg nach Houkeng:
Kurz nach 11 Uhr bin ich im Dorf Hou Keng angekommen, wo Liping mich bereits erwartet hat. Nach dem Mittagessen in der dortigen Fabrik von Hou Keng Cha Ye – die Firma, die wir am Vortag in Taiping besucht haben – sind wir die Teegärten hinter dem Dorf anschauen gegangen. Es sind wunderschöne Teegärten, vorbildlich klein, mit viel Biodiversität, Bäumen zum Schutz vor zuviel Sonne, und die Teebüsche sind nicht dicht in Reihen, sondern als einzelne Büsche gepflanzt. Neben älteren Varietäten mit ins purpurfarbene gehende Blättern, woraus auch die beiden oben genannten Tai Ping Hou Kui produziert wurden, gibt es auch neuere Sorten mit extrem grossen Blättern, und natürlich die für Tai Ping Hou Kui klassische Varietät Shi Da Cha. Allerdings werden hier neue wie alte Varietäten Shi Da Cha genannt, was eigentlich nicht ganz korrekt ist. Im ganzen Dorf wird Tee produziert, auf gut Glück sind wir dann bei einer Teebauernfamilie eingekehrt und haben Tee probiert, der aber fehlerhaft produziert war, nicht wirklich gut. Selbst am originalen Herkunftsort, in bester Lage, ist es nicht einfach, wirklich guten Tee zu finden. Später haben wir zwei der Brüder des Chefs der am Vortag besuchten grossen Firma Hou Keng Cha Ye besucht, die mittlerweile selber Tee produzieren. Bei beiden haben wir sehr sehr gute Tees getrunken, die allerdings auch ihren Preis haben, ergo sehr teuer sind.
Teegärten beim Dorf Houkeng:
Am Nachmittag sind wir wieder hinuntergefahren und haben erneut die Tochter des Chefs der Firma Xin Ming Cha Ye kontaktiert. In ihrer Fabrik wollte ich einen einigermassen günstigen Tai Ping Hou Kui kaufen. Sie hatte mir am Morgen gesagt, am Nachmittag sei ihr Vater da und wir könnten diverse Tees degustieren. Das haben wir dann auch gemacht, aber es war eine einzige Enttäuschung. Verschiedene Tees zu verschiedenen Preisen, aber kein einziger war gut, alle relativ schlecht produziert, zu fest gehämmert, also zu flache und zu grosse Blätter. Auch konnte die Herkunft nicht immer genau geklärt werden. Ihr Vater konnte oder wollte uns bzw. mir keinen Tee geben, der auch nur einigermassen korrekt verarbeitet war. Ich habe noch ein paar Mal probiert nachzuhaken, zu erklären versucht was ich suche und ihm seine Qualität kritisiert. War haben auch immer wieder warten müssen, weil er daneben mit Kunden beschäftigt war und seine Tochter nicht wirklich Bescheid wusste. Schlussendlich sind wir dann unverrichteter Dinge mit ihr zurück nach Taiping gefahren.
Liping und ich waren mittlerweile ziemlich müde und sind nur noch Essen gegangen, danach ab ins Hotel. Beim Essen haben wir noch verschiedene Dinge besprochen, vor allem, dass Liping über den Chef der Firma Hou Keng Cha Ye, den er ja schon aus dessen Zeit als kleiner Produzent kennt, versucht einen guten, preiswerten Tai Ping Hou Kui zu kriegen, der natürlich nicht aus Houkeng oder so stammen wird, sondern von etwas ausserhalb. Während des Tages hat Liping mit einem Produzenten von Huang Shan Mao Feng kontakt aufgenommen, den wir morgen besuchen wollen. Sein Teeladen ist ebenfalls in Taiping. Eigentlich wollten wir auch die Teegärten und die Produktion besuchen, aber die Ernte ist bereits vorbei.