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Reisebericht: Bulangshan, 28. März 2016

Roher Pu Er in Laobanzhang mit viel Schaum, was auf guten Tee hindeutet Der 28. März würde ein anstrengender Tag werden. Bereits um 7.30 wurden wir von He San, dem Teebauern/Produzenten vom Nannuoshan abgeholt, vorher musste natürlich noch genudelsuppt werden. He Sans Schwager, den wir bereits am Nannuoshan kennengelernt hatten, war auch dabei; so würden wir zu viert zum Bulangshan fahren. 



Bulangshan bezeichnet ein relativ grosses Gebiet, ist also, wie dies meistens in China der Fall ist, nicht ein einzeln abgegrenzter Berg. In diesem Gebiet bzw. auf diesem Berg liegen viele Dörfer mit alten Teebäumen, berühmtere und weniger berühmte mit Tees von besserer oder weniger guter Qualität. Doch nicht nur das Alter der Bäume, die Lage am Berg und die daher kommende Berühmtheit, sondern auch die Art des Teegartens/Teewaldes und die Güte der Verarbeitung spielt eine Rolle. So kann ein Tee aus sehr alten Bäumen schlecht verarbeitet sein; oder an sich alte Teebäume in einem Teewald ohne Biodiversität, ohne hohe Bäume zum Schutz direkter Sonneneinstrahlung; oder das Unkraut am Boden unter den Teebäumen wird chemisch vernichtet etc.. Berühmt, teuer, alt reicht eben nicht per se. Das heisst, Tee vor allem aufmerksam degustieren und beurteilen können, dazu wenn möglich die Teewälder (oder Teegärten) anschauen.



Nach einer langen Fahrt – zuerst auf normalen Strassen in der Ebene, dann auf holprigen Pflastersteinstrassen und breiten Pisten den Berg hinauf – sind wir im Dorf Laobanzhang angelangt. Die Tees aus den alten Teebäumen aus der Umgebung dieses Dorfes gehören zu den allerbesten rohen Pu Er - und damit auch zu den teuersten. Das ist schon fast ein Jahrzehnt so, und damit haben die Teebauern extrem viel Geld verdient. Grundsätzlich ist es ja gut und richtig, wenn der Tee teuer genug verkauft werden kann, um ein anständiges Leben führen zu können; aber hier wird deutlich übertrieben. Es wird geprotzt, was das Zeugs hält, teure Zigaretten geraucht (15 Franken pro Packung und aufwärts) und gebaut im ganz grossen Stil. Da der Tee sowieso und auf sicher sehr teuer verkauft wird, schert man sich nicht um Gastfreundschaft und Freundlichkeit, es ist schwierig, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen.


Im oberen Stock des Produzenten in Laobanzhang

Tee degustieren in LaobanzhangAuf dem ungedeckten Teil der Terrasse wird sonnengetrocknetNahaufnahme der noch nicht genug trockenen Blätter

Lipings Kontakt hier war ein Mitschüler von He San und wurde auch von diesem empfohlen – jemand kennt jemanden, der jemanden kennt, chinesisch guanxi guanxi. Bereits im Frühling 2013 habe ich Liping hier getroffen, damals waren wir auch einen Teewald bei Laobanzhang inkl. dem ältesten Teebaum anschauen gegangen. Doch so einfach ist es nicht: Die fertig produzierten Tees sind bereits verkauft und weg, weitere Tees in Produktion und viele Teebäume noch nicht pflückbereit. Zusätzlich ist es ein Kommen und Gehen immer weiterer Kunden. Wir konnten natürlich trotzdem Tee degustieren, nämlich zwei sogenannte Huncai, das heisst gemischt aus alten und jüngeren Teebäumen gepflückte Tees. Dies waren gute, interessante Tees, echte und originale Laobanzhang, nur eben nicht wirklich Gushucha, Tee aus alten Teebäumen.



Zwischendurch sind wir die Produktion anschauen gegangen, die frisch gepflückten Blätter beim Welken, den Tee von gestern beim Sonnentrocknen. Befeuern und Rollen war gerade nicht im Gange. Dann haben wir uns auf den Weg gemacht zu einem weiteren Kontakt, den wir in diesem chaotisch neu- und wiedergebauten Dorf fast nicht finden konnten. Leider leben hier im Dorf zwei Männer desselben Namens, wir landeten zuerst beim falschen. Nach einem Zwischenstopp zum Mittagessen haben wir den richtigen schlussendlich gefunden; seine Tees waren jedoch nicht wirklich gut, uninteressant. 


Produktion im Haus unseres Produzenten in Laobanzhang

Die Blätter werden auf einem von unten per Ventilator belüfteten Gitter gewelktNahaufnahme der welkenden BlätterDie beiden Woks zum Befeuern

Zurück beim anderen Teeproduzenten haben wir auf mein Nachfragen hin dann nochmals insistiert, und siehe da: er hat doch noch anderen Tee, einen echten Gushucha aus sehr alten Bäumen. Dieser ist dann auch wirklich hervorragend, wir haben sofort davon gekauft. Natürlich wollen wir auch dieses Jahr Laobanzhang Danzhu kaufen, Tee von einem einzigen alten Baum. Solchen muss man hier vorbestellen, sonst gibt es nichts. „Unser“ Baum würde in zwei-drei Tagen gepflückt werden und wie in 2014 und 2015 auch schon wird der Tee direkt nach Shanghai geschickt werden; ich freue mich bereits auf’s Degustieren!

Teedegustation in Laobanzhang

Sehr voluminöses, sperriges Blatt, ein sehr gutes ZeichenSchäumender erster Aufguss, ebenfalls ein sehr gutes ZeichenDas aufgegossene Blatt ist in Form und fällt nicht zusammen, ist weich und doch stabil

Alte Teebäume, geschützt von hohen Bäumen in Laoman'e Wir haben uns verabschiedet und sind in Richtung Xinbanzhang weitergefahren. „Neu“-Banzhang ist eine Abspaltung von „Alt“-Banzhang, das neue Dorf wurde vor ca. 70 Jahren gegründet. Dort lebt ein weiterer ehemaliger Mitschüler von He San; auch in Xinbanzhang gibt es Tee aus alten Bäumen, allerdings nicht so interessanten. Nach einer weiteren kurzen Fahrt sind wir dann an unserem zweiten Ziel, in Laoman’e angekommen.

Laoman’e ist nach Laobanzhang der wohl beste Tee am Bulangshan. Er ist bekannt für seine krasse, schöne und sehr gute Bitterkeit. Es gibt hier jedoch Kucha und Tiancha, bittere Bäume und süsse Bäume. Ein rein aus süssen Bäumen gepflückter Tee ist also süss und fast ohne Bitterkeit. Meistens wird von beiden Sorten zusammen gepflückt, was die interessantesten und ausgewogensten Tees ergibt. Rund um das Dorf stehen viele Teewälder, schönere und weniger schöne. Liping war bereits 2007 und 2015 hier und baute einen guten Kontakt auf, dessen Familie sehr schöne Teewälder in Pacht vom Staat hat. Da es schon bald eindunkeln würde, sind wir als erstes einen der Teewälder anschauen gegangen. Wir sind durch steil am Hang liegende Teewälder gegangen, hier und da bereits mit sehr alten Teebäumen, jedoch nur ungenügend geschützt von anderen Bäumen und mit wenig Biodiversität. Nach und nach wurde es besser, mehr und mehr hohe Bäume und Biodiversität; die Grenze des Teewaldes unseres Teebauern sieht man sofort: vorher ist der Boden blank, danach liegen welke Blätter am Boden zwischen Unkraut.


Teewald in Laoman'e

Unter den Teebäumen am Boden wächst Unkraut, dazwischen liegt LaubNahaufnahme in BodennäheNahaufnahme der frisch gesprossenen Blättern mit der sehr grossen Knospe

Degustation in Laoman'eNach der Rückkehr ins Dorf wollten wir natürlich frischen Tee aus alten Teebäumen degustieren, nicht gemischt mit Blättern von jüngeren, jedoch gemischt aus süssen und bitteren. Der uns servierte Tee ist extrem gut, wir haben sogleich die ganze verfügbare Menge gekauft, He San wird ihn für uns pressen. Mittlerweile hatten die heutigen frischen Blätter lange genug gewelkt und waren bereit zum Befeuern. He San hat sich über die Technik des Befeuerns ausgetauscht; wir haben nach der Rollmaschine gefragt, doch auch hier wird von Hand gerollt, wie wir kurz darauf auch sehen konnten. Sonnengetrocknet wird auf der Dachterrasse des Hauses unter Plastikaufbauten, leider hat es hier kein Platz direkt an der Sonne. Wir haben uns verabschiedet und uns auf den langen Rückweg nach Jinghong gemacht, gegessen haben wir unterwegs im Dorf Bulangshan am Fusse der Berge.

Produktion in Laoman'e

Teefabrik in Laoman'e, darüber im ersten Stock ist der WohnbereichWelkende BlätterAuf der Dachterrasse werden die Blätter vom Vortag sonnengetrocknetBeide holzbeheizten Woks sind in BetriebIm Vorderen sind die Blätter erst kurz drinIm Hinteren sind die Blätter schon fast fertig befeuertNach dem Befeuern wird das ca. 60°C warme Blattgut kurz zum Auskühlen ausgelegtGerollt wird von Hand, nachdem die Blätter kurz ausgekühlt habenNahaufnahme des Rollens

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