Reisebericht: Shanghai, 15. April 2016
Nach einem gemütlichen Vormittag bin ich am 14. April mittags in Richtung Südbahnhof aufgebrochen, um dort den Hochgeschwindigkeitszug nach Shanghai zu nehmen, das ich nach gut 8 Stunden mit 306km/h erreichte. Den folgenden Tag sollte ich wieder mit Liping, Sanmao und Xiuru verbringen, denn mittlerweile waren weitere Muster aus Yunnan und Sichuan eingetroffen. Am Morgen des 15. April habe ich mit Liping zusammen seine vielen aus Yunnan kommenden Musterpakete mit Sheng Pu Er untersucht und teilweise durchdegustiert, jeweils eine Gruppe von Tees gleicher Herkunft in Blinddegustation. Erst nach ausführlicher Analyse haben wir aufgedeckt, welche Muster es waren. In der ersten Runde haben wir vier Tees aus Bingdao degustiert: Zwei aus alten Teebäumen (Gu Shu), einen gemischt aus alten und jüngeren Teebäumen (Hun Cai), einen aus jüngeren Teebäumen (Qiao Mu). Bingdao liegt in den nördlicheren Pu-Er-Gegenden und ist in den letzten Jahren bekannt und extrem teuer geworden. In der folgenden Runde haben wir Muster aus Guafengzhai probiert, einem sehr bekannten Dorf bei Yiwu. Wir haben uns sehr drauf gefreut, doch die Tees waren enttäuschend, ganz sicher sind sie nicht, was der Absender der Muster behauptet. Es kommt leider immer wieder vor, dass man uns für blöd verkaufen will – scheint eben oft zu funktionieren, dass Ramsch als Top verkauft wird, nur weil Top auf der Packung steht...Für weitere Runden war leider keine Zeit mehr, wir mussten uns auf den Weg machen zum Teeladen von Xiuru, wo wir Gelbe, Grüne und Schwarze Tees aus Sichuan und Yunnan degustieren und aussuchen wollten.
Vier verschiedene Bing Dao Sheng Pu Er
Drei verschiedene Sheng Pu Er aus Guafengzhai bei Yiwu
Dort angekommen, wurde zuerst mal Essen bestellt, Tee trinken geht nur mit vollem Magen (es ist in China völlig normal, sich aus einem Restaurant Gerichte liefern zu lassen und dann zum Beispiel in einem Teeladen zu essen). Als erstes wollten wir uns die Gelben Tees vornehmen. Zusammen mit dem bereits gekauften Meng Ding Huang Ya wollten wir eigentlich den frischen Huang Mao Feng aussuchen, doch das Muster war aus der letztjährigen Herbsternte und gar nicht gut. Von diesem Lieferanten war dieses Jahr noch kein einziges Muster auch nur annähernd gut. Zum Glück hat der andere Lieferant, der Produzent des Meng Ding Huang Ya, auch noch günstigere Gelbtees gemacht: Huang Xiao Cha. Sehr gut gemacht, Preis-Leistungsverhältnis hervorragend. Gekauft! Als nächstes kam von ebendiesem Produzenten eine Reihe günstiger Sichuan Grüntees, Mao Feng und Shu Xiang Chun. Allesamt eher kräftig, was typisch für Sichuan ist, jedoch meines Erachtens etwas kräftiger als im Vorjahr. Mit je einem Schwarztee von beiden Lieferanten haben wir das Thema Sichuan für diesen Frühling abgeschlossen. Der stark nach Rosen duftende Si Chuan Hong Ya ist zwar ziemlich raffiniert gemacht, ich habe dennoch beschlossen, ihn nicht zu kaufen, er ist zu parfümiert. Lao Chuan Hong ist bei weitem nicht so gut wie im Vorjahr (unregelmässig gewelkt und daher unmöglich anständig zu oxidieren), zum Glück haben wir davon noch vom wunderbaren 2015er an Lager.
Degustationen der Tees aus Sichuan und Yunnan
Den Rest des Nachmittags verbrachten wir mit Degustationen verschiedener Yunnan-Schwarztees: Zuerst Reihen von Yunnan Superior und Dian Hong Pine Needle, sehr schöne Tees, jedoch haben wir von beiden Sorten noch genug Ware an Lager. Sehr interessant war dann der Dian Hong Jin Ya. Hier hatten wir nur ein Muster, wir haben dazu den letztjährigen probiert. Was für eine Freude, der 2016er Jin Ya ist endlich wieder so, wie wir uns Dian Hong wünschen. Auch da haben wir noch an Lager, dennoch habe ich vom frischen gekauft. Die letzte Reihe bestand dann aus einigen neueren Teesorten: Da Ye Hong aus älteren, länger am Busch bleibenden Blätter von einer lokalen Teepflanzenvarietät, Gu Shu Hong aus alten Teebäumen sowie Ye Sheng Hong aus wilden bzw. verwilderten Teepflanzen. Der Da Ye Hong ist wie letztes Jahr wunderbar, der Gu Shu Hong leider etwas flach, vielversprechend, aber unerfüllend. Interessant ist der dritte Tee, der stark an den Ye Sheng Zi Hong erinnert, den wir früher mal hatten. Leider war auch dieser Tee nicht gut gewelkt und oxidiert; eventuell nächstes Jahr. Wir haben uns von Xiuru verabschiedet und sind Essen gegangen. Den für mich dieses Jahr letzte Abend in Shanghai haben wir in einer Bierbar abgeschlossen, wo ich mich dann auch von Liping und Sanmao verabschiedet habe.