Reisebericht: Teezeremonie in Hakata, 23. April 2017
Am Sonntagmorgen holt uns Sakada-san von Hoshinoen, einer unserer Lieferanten, im Hotel ab und wir fahren zu fünft mit der U-Bahn zum ältesten Zen-Tempel Japans, der in Hakata steht. Es wird der Geburtstag des Meisters Yosai (oder Eisai) gefeiert, und ihm zu Ehren finden den ganzen Tag Teezeremonien statt – hat er ja den Tee nach Japan gebracht.
Es handelt sich um eine bedeutende Feier, zu welcher viele in Kimono gekleidete Damen kommen, einige Herren im Anzug und wir, die einzigen Ausländer. Der Wichtigkeit der Sache gewahr, haben sich alle vorbereitet. Wir sind am Morgen die Grundsätze der Teezeremonie durchgegangen und Sakada-san hat für uns Fächer, Kaishi (Papierservietten), je ein ‘Pikser’ zum Essen der Süssigkeit und weisse Socken organisiert. Auch er ist merklich aufgeregt, denn es handelt sich um die zweite Teezeremonie seines Lebens.
Die Zeremonie, an welcher wir als Teil einer Gruppe von 32 Personen teilhaben, beginnt mit einem Essen. Anschliessend gibt es Usucha, also dünnen Tee. Die Stimmung ist einerseits gespannt (man möchte ja nichts falsch machen) und andererseits auch locker; denn auch unter den Japanern sind einige dabei, welche sich mit Chanoyu nicht so auskennen. Nach dem Trinken dürfen auch die Utensilien begutachtet werde, und so bestaunen wir das Natsume (also der Behälter für den Tee); es ist aus Bambus gefertigt.
Anschliessend geht es in den erwähnten Tempel, in welchem eine sehr alte Form der Teezeremonie vollzogen wird. Der Maccha wird in trockener Form in der Schale auf einem Träger serviert und vor unseren Augen zubereitet, während wir die Schale hochhalten. Anschliessend trinkt der Gast den Tee unter den wohlwollenden Blicken dreier Buddhastatuen. Auch hier gibt es Usucha.
Zum Abschluss wird Koicha getrunken, also dichter Tee. Die Zeremonie wird sehr schön durchgeführt, in Anwesenheit eines Meisters der Urasenke-Schule. Hier fällt insbesondere das Chaire auf, welches aus Seto kommt, also einem der klassischen Orte für die Gefässe für den Maccha.
Zwei der Tees, die getrunken wurden, stammen übrigens von unserem Lieferanten, von dem wir unsere besseren Maccha beziehen.
Allgemein weckt unsere Anwesenheit Interesse bei den anderen Gästen, welche gelegentlich prüfende Blicke auf uns werfen und neugierig einige Fragen stellen. Zum Abschluss quittiert Sakada-san wesentlich entspannter als zu Beginn, dass unser Benehmen tadellos war. So kehren wir nach ca. vier Stunden um einige spannende und schöne Erfahrungen reicher ins Hotel zurück.
Mark Drenhaus für Länggass-Tee