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Degustation - Gui Fei (Oolong aus insektenbefallenen Blättern)

Am Freitagabend, 17.11.2017 haben wir insektenbefallene Kugelblatt-Oolong degustiert, die auf Chinesisch Gui Fei genannt werden, Deutsch "erste kaiserliche Konkubine". Ob sich der Name an "Oriental Beauty" anlehnt, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Oriental Beauty und Gui Fei sind zwei sehr unterschiedliche Sorten von Oolong, aber beide werden aus Blättern von insektenbefallenen Teebüschen gemacht. Wie so oft liegt der Unterschied im Detail.
Oriental Beauty soll durch einen Unfall enstanden sein, normalerweise wird der Tee geerntet, bevor die Zikaden (also eigentlich Schädlinge) die Teebüsche befallen. Ein Teebauer hat nun den Erntezeitpunkt verpasst, die Blätter trotzdem verarbeitet und einem englischen Händler verkauft. Königin Viktoria soll diesen Tee geliebt haben und ihm den Namen Oriental Beauty verliehen haben. Damals war der aus Taiwan exportierte Tee der sogenannte Formosa-Oolong, was nichts anderes war als Fancy-Oolong. (Dieser Name kommt vom Chinesischen Fanzhuang-Wulong, wörtlich "für die Barbaren verpackter Oolong"; aber das ist eine andere Geschichte). Das Pflückgut für Fancy Oolong wie für Oriental Beauty ist two leaves and a bud. Die nach dem Insektenbefall zu pflückenden Teebüsche für Oriental Beauty müssen also im Frühling schon ein erstes gepflückt worden sein, die im Sommer geernteten Blätter für Oriental Beauty sind also eine zweite Pflückung. Damit ein guter Oriental Beauty produziert werden kann, müssen die Zikaden-"Plage", das Wetter und die Wachstumsphase des Teebusches übereinstimmen...

Guifei ist nach dem schweren Erdbeben von 1999 entstanden; gerade am Berg Dongding waren die Zerstörungen besonders schlimm, die Teebauern konnten sich nicht um ihre Teegärten kümmenr und haben sie vernachlässigt. Die ungepflegten Teegärten wurden von den Zikaden befallen. Den Teebauern blieb nichts anderes übrig, als daraus Tee zu produzieren - die lange am Busch gewachsenen und gereiften Blätter waren aber zu gross für Oriental Beauty, also haben die Teebauern den Tee in der Form verarbeitet, wie sie es kennen: Kugelblatt-Oolong. Diesem insektenbefallenen Kugeblatt-Oolong gaben sie den erhabenen Namen Gui Fei. Seither wird nicht nur am Berg Dongding, sondern auch anderswo in Taiwan Gui Fei produziert. Es ist jedoch ein selten gebliebener und teurer Tee, da der Beschluss, einen Guifei zu produzieren, mit Ernteeinbussen bezahlt werden muss. Der Ertrag wird kleiner, die Teepflanzen müssen sich erhohlen, wodurch auch in der nächsten Saison weniger oder weniger guter Tee produziert werden kann.
Was machen nun diese Zikaden, was passiert mit dem Teeblatt? Der Teebusch mag diese Insekten natürlich nicht, er versucht die Schädlinge mit einem Sekret abzuwehren. Rund um den Stich werden die Zellen abgeschottet und sterben ab, dort wird eine Oxidation schon beginnen. Sekret und beginnende Oxidation verleihen den insektenbefallenen Tees die typische, honigsüsse Note.

An der Degustation haben wir drei Gui Fei von drei verschiedenen Bergen degustiert: je einen vom Lishan, Dongding und Alishan, jeweils als Gongfucha mit 3g im Gaiwan in mehrere Aufgüsse von mindestens einer Minute mit kochendem Wasser, aufgeteilt in fünf Gruppen à 3-6 TeilnehmerInnen. Für mehr Informationen zu den drei Tees siehe Links unten, in der Reihenfolge der Degustation.

Zur Begrüssung vor der Degustation gab es Li Shan Cui Feng, NICHT ein Guifei, sondern ein "normaler" Kugelblatt-Oolong bzw. High Mountain Tea. Er stammt vom selben Teegarten wie der Li Shan Gui Fei und eignet sich daher gut zum Vergleich, zum Zeigen des Unterschieds...Übrigens war dieser Tee im Frühlingspaket 2017.

 

Li Shan Gui Fei

Dong Ding Gui Fei

A Li Shan Gui Fei 2008

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