.

Reisebericht: Anxi, 25/26.04.2013

Bild und Video unten

 

 

Anxi, 25.04.2013

 

 

Mageres Frühstück in kahler Umgebung. Aber gesalzene Erdnüsse vorhanden, immerhin.Haus aus der Qing-Dynastie

Im leichten Nieselregen ziehen wir Richtung Teemarkt. Geplant ist, ein wenig herumzustrolchen und dann am späteren Vormittag bei Mr. Pan reinzuschneien. Wir hatten gestern das so ähnlich abgemacht.

Aber dann kommt uns der zweite Kontakt telefonisch in die Quere, eigentlich erst für Freitag geplant. Leute aus der Familie unseres Beijing-Kontaktes. Letztes Jahr war ich mit Lukas hier -  unsere Bilder sehe ich wenig später repräsentativ an der Wand im Teeladen aushängen. Mr. Su ist der eher bäuerliche Typ, der auch einen Teeladen hat, Mr. Pan hingegen der Händlertyp, aber sehr locker und fröhlich. Trinken bei Mr. Su guten, leicht gerösteten Tie Guan Yin und reden über Tee. Nach einigen Runden und genauerer Abmachung für morgen ziehen wir weiter, nun direkt zu Mr. Pan, er will uns mit auf Tee-Einkaufstour nehmen. Weil’s heute regnet sei das eine gute Gelegenheit, die Teebauern, seine Verkäufer, sässen zu Hause.

Zou ba – gehen wir. Mit dem Auto hinaus aus der Stadt in die Berge/Hügel durch Tee Tee Tee. Fast alle Hänge sind terrassiert und mit Teebüschen bepflanzt, in den Senken und anderen flachen Stücken auch Tee, manchmal Reis. Heute niemand zu sehen, allenfalls in den Reisfeldern hier und da eine regengeschützte Gestalt. Aber in den Dörfern. In den typischen, garagenartigen und gegen die Strasse offenen Häusern wird Tee vom Vortag verarbeitet, die Trommeln drehen und dampfen, viele Leute stehen herum. So typisch für China (soweit ich Einblick habe): die Leute stehen herum und warten.

Mr. Pan hält hier und dort, redet aus dem Auto heraus, manchmal steigen wir alle aus, gehen ins Haus an den Teetisch im Hintergrund, nehmen einen schnellen Tee – Mr. Pan schaut mich an: “Hao – bu hao?“ (Gut oder nicht). Nicht, um seine Meinung durch meine zu bestärken, so als Spiel/Prüfung. Es wird ländlicher, immer öfter sehen wir die alten, flachen, meist  baufälligen Häuser mit den geschwungenen Giebeldächern. Immer mehr werden wir bestaunt. Viele Kinder auch, alte Leute und die agilen verkaufsbereiten Teebauern. Man kennt sich, es geht ruck zuck, aber noch ohne Einkauf bisher.

Mittagszeit, also Essen. Dass es hier ums Essen, auch, geht, merken wir nicht sofort. Es ist der übliche Teekontakt, allerdings etwas abseits der Strasse. Probieren, hao – bu hao? Bu hao! Vielmehr ein kurzes Kopfschütteln meinerseits. Dann zou ba. Klar, wie üblich. Aber diesmal geht’s nur in einen Nebenraum, hier dampft eine grosse Schüssel Nudeln mit Fleisch und Gemüse für uns, auch noch 2 kleinere mit Speckstücken und Gemüse. Einfach und gut. 3 Mal müssen wir unsere kleinen Schalen füllen, mindestens. Machen wir gerne!

Wieder am Teetisch und nach einigem Geplänkel spielt der Gastgeber, Koch, wie er nebenbei stolz bemerkt, eine chinesische Flöte aus Bambus. Sehr schön in dieser ländlichen Umgebung, dem Regengetröpfel und Vomdachgeplätscher. Und dann kauft Mr. Pan doch von diesem Tee, bu hao, zwei grosse Säcke à ca. 35kg. Für 10‘000 RMB - diese Bündel mit der Bankbanderole kenne ich mittlerweile. Später frage ich über Nancy, warum diesen bu hao-Tee? Er bräuchte noch etwas billigen Tie Guan Yin.

Mr. Pan fährt noch tiefer in die Berge, zu seinem Heimatdorf, zu einem uralten Haus aus der Qing-Dynastie. Zwar sehr baufällig, aber immer noch eindrücklich. 3 Stockwerke hoch, meterdicke Aussenmauern, gegen oben sich verjüngend, Innenausbau Holz – und dieser traumhafte Innenhof. Ringsherum plätschert der Regen in die den Innenhof begrenzenden steinernen Bodenrinnen, idyllisch.

Der alte Mann, Hüter des Hauses, hat im 1. Stock der Eingangsseite ein Zimmer, wir sehen durch die Holzgitterfensteröffnungen ein Bett und Bettzeugs. Im torartigen Eingangsbereich hat er die Kochstelle. Die beiden Seiten und der rückwärtige Teil sind ungenutzt und teilweise zerfallen. Ein Stück Geschichte.

Die nun beginnende Rückfahrt führt uns in diesem Tal noch zu weiteren Häusern von Mr. Pan’s Familie. Auch zu einem neueren Haus im alten Stil, dass nun aber als Lager/Abpackerei genutzt wird. Nach noch einigen Teekontakten und einem weiteren kleinen Einkauf (der Kofferraum ist voll jetzt) geht’s nach Anxi, wo wir gegen Abend eintreffen.

 

 

Anxi, 26.04.2013

 

Ähnliches Programm wie gestern.

Mr. Su holt uns im Hotel ab und die Fahrt auf’s Land in östlicher Richtung beginnt, wieder über eine Stunde. Heute aber ohne Einkaufsabsichten, Mr. Su hat seine eigenen Gärten. Die Verarbeitung findet in dem grossen neuen Haus der Familie statt. Stolz zeigt er uns den cleanen Bereich für die Endverarbeitung, mit Häubchen, Kittel und Überschuhen für die ArbeiterInnen. Zu Fuss gehen wir die Hügel hoch zum Tee. Verschiedenen Teebuscharten, verschiedene Alter. Und jetzt, gegen 13:00 (nach dem gestrigen Regen war es am Morgen noch zu feucht zum Pflücken), wird sogar geerntet, mit einem kleinen sichelartigen Messer.

Mr. Su’s Erläuterungen zu seiner Verarbeitung erhellt eine bisher offene Frage:

Wie weit ist der sehr grüne moderne Tie Guan Yin fermentiert und warum sind die Blattränder nicht so schön (wie z.B. bei High Mountain Oolong)?

Weil aus optischen Gründen der bei der gekühlten (19°C) Fermentation entstehende bräunliche Rand nicht erwünscht ist, wird dieser durch ein Schlagen im Baumwollsack und anschliessendes Aussieben entfernt. Zudem sind die Blätter der jungen Büsche, welche für diese Art Tee gebraucht werden, nicht so robust wie die älterer Büsche.

Dieses Schlagen der Blätter sehen wir an verschiedenen Orten. Auch sehen wir an einigen Orten eine neuartige Maschine. Sie presst hydraulisch die Blätter zu einem Würfel von ~30cm Kantenlänge. Dies soll die zeitaufwendige Formgebung der traditionellen Machart deutlich abkürzen.

Die Rückfahrt über die bis ins Hinterland gut ausgebauten Strasse verläuft dank wenig Verkehr zügig. Wir machen uns am frühen Abend vom Hotel aus auf zu einem langen Spaziergang Richtung Zentrum, am (verschmutzten) Fluss entlang. Auf dem Rückweg unser z’Nacht in einem neuen, schick eingerichteten westlich-chinesischem Restaurant. Essen gut, kaltes! Bier und die Preise erstaunlich moderat.

 

 

Nebelverhangene Anxi Hügel

 

             

 

 

 

.

Login

Login
Ihr Account wird automatisch erstellt bei Ihrer Erstbestellung.
.
Passwort vergessen?
.

Warenkorb

Derzeit befindet sich nichts in Ihrem Warenkorb.
#start#
.

xxnoxx_zaehler