Reisebericht: Fengqing 15.03.-17.03.2013
Nach einer ziemlich endlosen Busfahrt von Jinghong mit Umsteigen in Lincang nach Fengqing bin ich am 15. März um 20.30 Uhr dortselbst von einem der Manager des Ladens der grössten Teeverarbeitungs-Company empfangen worden. Nach einigen Kleinigkeiten Essen haben wir noch einige Dian Hong (Yunnan-Schwarztee) probiert, dann war auch schon Schlafenszeit.
Am 16. März am morgen haben sie mir in ihrem Teeladen überraschungsweise ein westliches Frühstück vorbereitet, mit (gummigem, ungetoastetem Toast-) Brot und (undefinierbarer) Konfitüre, ohne Butter, dazu einige gekochte Eier und ein Glas (aus einer komischen Packung gekommener im Wasser erhitzter) Milch (die ich aber nicht angerührt habe). Aber was solls, der Gedanke zählt und satt wurde ich auch.
Danach haben wir uns wieder dem Dian Hong gewidmet. Frische Ernte wird es erst ein ein bis zwei Wochen geben, so haben wir letztjährige probiert. Noch immer bin ich auf der Suche nach dem "richtigen" (oder originalen, klassischen oder was auch immer) Dian Hong. Denn Dian Hong gibt es in unzähligen Varianten, so zum Beispiel nur aus Buds, aus dem Bud und einem Blatt, aus dem Bud und zwei Blättern etc - und auch noch diese in verschiedenen Varianten. Der moderne Verarbeitungsstyl versucht die Tees möglichst leicht und süss zu machen, wodurch der Tee aber seine - für mich typische - Kraft verliert. Dazu kommt, dass Dian Hong mit dem Wasser in Bern ganz anders ist als hier.
Am späteren Vormittag sind wir zu einer privaten Teefabrik gegangen, die schon jetzt frische Tees produziert, um mir die Verarbeitung von Dian Hong zu zeigen. Der frisch gepflückte Tee wird im Dachstock sehr dünn auf mehrstöckig angeordneten Plattformen aus geflochtenem leichtem Bambus zum Welken ausgelegt; bei Schlechtwetter, also wenn die Blätter zu feucht sind (und eigentlich kein Tee verarbeitet werden solte) werden diese in einem langen Gang ausgelegt, wo untendurch heisse Luft geleitet wird. Nach dem Welken wird das Blattgut in Rollmaschinen lange gerollt, um die Blattstrukturen zu brechen und so die Oxidation zu induzieren. Nach dem Rollen werden die Blätter für einige Stunden in relativ dünner Schicht auf ein feuchtes Tuch gelegt und mit einem ebensolchen zugedeckt. Danach wird das Blattgut in verschiedenen Durchgängen getrocknet und geformt.
Nach dem Essen und weiteren Runden Tee sind wir noch die neue, riesige Fabrik der Company anschauen gegangen. Dort wird allerdings erst in einer Woche begonnen mit Teeverarbeitung. Produziert werden von Yunnan CTC über einfache Standard-Yunnan-Schwarztees bis zu Top-Qualitäten von Dian Hong in verschiedenen Varianten.
Bei weiteren Teerunden habe ich organisiert, dass ich von verschiedensten Qualitäten der Frühlingsernte 2013 (Ende März bis Mitte April) Muster per Post erhalten werde. Zusätzlich werde ich in eventuell Kunming und in Beijing von anderen Teehändlern weitere Muster erhalten. Ich hoffe, einen mich zufriedenstellenden wirklich guten Dian Hong zu finden...
Abends sind wir in einer Bar zweier ehemaliger Company-Mitarbeiterinnen noch einige Bier trinken gegangen - auf Chinesisch: ein Dutzend Bierflaschen wird an den Tisch gebracht, es werden kleine Gläser eingeschenkt, so dass jede/r mit jeder/m anstossen kann und Ganbei - das Glas leeren.
Nach weiteren Runden Tee am nächsten Morgen, 17. März bin ich um 11.30 in den Bus nach Kunming gestiegen.