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Reisebericht: Fuding, 27. April 2015 und Zhangping, 28. April 2015

Am Morgen des 27. April bin ich mit meinem Gepäck zum Teeladen meiner hiesigen Kontakte gegangen, um mich zu verabschieden und den gekauften Tee zur Post zu bringen. So früh war aber nur eine der Angestellten im Laden, also habe ich vorerst noch zwei gelagerte Weisse Tees degustiert: Einen Bai Hao Yin Zhen von 2008, der äusserlich nur leicht dunkler aussieht als ein frischer, jedoch sich jedoch im Geschmack schon ganz schön entwickelt hat. Nachher einen Shou Mei von 2007, der bereits deutlich reifer ist. Während der Bai Hao Yin Zhen nur aus Knospen besteht, die sehr langsam Postfermentieren, besteht der Shou Mei aus den sehr grossen Blättern der Pflückungen nach Bai Mu Dan und enthält fast keine und wenn nur sehr kleine Knospen. Diese älteren, länger am Teebusch gebliebenen Blätter haben ganz andere Inhaltsstoffe als die frischesten Knospen und eignen sich viel besser zum Postfermentieren. Als dann die Chefin angekommen ist – sie musste noch ihre Tochter zur Schule bringen – haben wir noch vom 2012er Xin Gong Yi Bai Cha getrunken. Diese neue Art der Weissteeverarbeitung wird bereits nicht mehr produziert, wir hatten schon letztes Jahr von diesem 2012er gekauft als Fu Ding Bai Cha. Nun habe ich doch noch mal davon gekauft, so dass wir noch ein-zwei Jahre einen originalen Xin Gong Yi Bai Cha im Sortiment haben können, daneben haben wir noch den Bi Luo Bai Cha aus Taiwan, der nach dem selben Verfahren aus dortigen Oolong-Teepflanzen hergestellt wird.

Xin Gong Yi Bai Cha von 2012Bai Hao Yin Zhen von 2008Shou Mei Cake von 2007

Zwei Pakete haben sie bereits gestern zur Post gebracht (und neue Schachteln geholt), den restlichen Tee haben wir nun verpackt. Per Taxi machte ich mich zusammen mit der Angestellten auf den Weg zur Post, wo erstaunlicherweise wieder alles ereignislos und schnell vonstatten ging. Ich war froh, denn die Zeit ist bereits knapp geworden, ich brauchte noch Bargeld vom Bankomaten und musste zum Bahnhof, der recht weit ausserhalb ist. Der Taxifahrer ist durch den Stau – eben nicht – gerast, hat dann aber, als es etwas Platz gegeben hat, sich durchgeschlängelt und ist dann doch relativ schnell bis zum Bahnhof gelangt; auf den Zug reichte es mir jedenfalls gut. Nach viereinhalb Stunden bin ich dann in Longyan angekommen. Dort musste ich zum alten Busbahnhof, um einen Bus nach Zhangping, meinem Ziel für heute, zu erwischen. Nach der zweistündigen Fahrt wurde ich von meinem Kontakt hier selbstverständlich abgeholt, wir sind zum Teeladen gefahren und haben vor und nach dem Essen im Lokal nebenan noch einige Tees getrunken.

Tee degustieren in Nanyang bei ZhangpingAm nächsten Morgen, dem 28. April, sind wir nach Nanyang hinaus gefahren, um die Teegärten sowie die Produktion von Zhang Ping Shui Xian anzuschauen. Vor der Abfahrt und nach der Ankunft im Dorf Nanyang haben wir natürlich jeweils Tee getrunken – und wenn hier in Zhangping von Tee die Rede ist, geht es immer um Zhang Ping Shui Xian, also immer ein und derselbe Tee, natürlich unterschiedlich bezüglich Produzent, Erntedatum und Qualität. Mit dem Auto sind wir die sehr schmale und oft sehr steile Strasse den Berg hochgefahren; mit dem Motorrad wie all die Pflückerinnen hier wären wir besser dran gewesen. Kurvig und steil ging es in die Höhe, immer umgeben von Natur und Teegärten. Die Erde hier ist ganz rot, was einen schönen Kontrast zum Grün der Teebüsche herstellt. Inmitten der Teegärten sind wir dann ausgestiegen und haben die Teebüsche begutachtet, den Boden und die Gewächse rundherum – und mit den Pflückerinnen ein Schwätzchen gehalten. Es ist bereits relativ heiss geworden und ziemlich schwül, trotzdem waren sie fröhlich bei der Arbeit; auf mein Nachfragen, dass Tee pflücken doch sehr anstrengend sei, meinten sie nur ja, aber auch Freude bereitend und unterhaltsam.

Die Teebüsche sind in Reihen gepflanzt, allerdings nicht sehr dicht. Es sind alles Büsche der Varietät Shui Xian, eine der ältesten (oder die älteste?) Oolong-Teepflanze(n); auch hier sind immer wieder Blätter mit rötlichem, purpurnem Stich zu finden, was nur bei alten Sorten auftaucht. Die Stämme eines Shuixian-Busches sind relativ dick und sind unten „gebündelt“, während viele andere Teepflanzen nicht so klar als einzelner Busch abstehen. Unter den Teebäumen sind Moos und Gräser zu finden, ein gutes Zeichen. Auch sonst ist die Biodiversität recht hoch, aber es fehlen höhere Bäume zwischen den Teepflanzen, um Schatten zu geben. Insgesamt wirklich schöne Teegärten. Man hat mir auch gesagt, man wolle hier neue Standards setzen in Bezug auf nicht-Verwendung von chemischem Dünger und Pestiziden etc. im Teeanbau.

Teegärten in Nanyang bei Zhangping:

Teepflanzenvarietät Shui XianViel Gewächs um die TeebüscheWeite TeegärtenTeepflückerinnen bei der ArbeitMit einer Schere werden die recht dicken Stengel abgeschnittenFrisch gepflückte Stengel mit 3-5 Blättern

Im elektrisch beheizten Ofen wird der bereits in Papier eingepackte Tee getrocknet (Honggan) - oder auch geröstet (Beihuo)Zurück im Dorf Nanyang sind wir die Teeproduktion anschauen gegangen. Diverse Haushalte (man könnte fast meinen, ausnahmslos alle) sind hier mit der Teeproduktion beschäftigt. Mein Kontakt kennt hier natürlich diese/n und jene/n – bei der Teeproduktion sind übrigens immer Männer und Frauen beteiligt, ebenso im Teehandel und -verkauf. Da die Produktion vom Pflücken bis zum Trocknen von einem Oolong wie eben Zhang Ping Shui Xian gut zwei Tage dauert, konnten wir natürlich nicht an einem Ort die Herstellung von A-Z anschauen. Wir sind in diversen familiären Betrieben vorbeigegangen und haben diesen und jenen Schritt der Herstellung sehen können. Zusammengefasst wird Zhang Ping Shui Xian folgendermassen produziert (siehe auch die Bilder unten dazu): Das Pflückgut wird an der Sonne gewelkt (Shaiqing) und dann im klimatisiertem Raum zum auskühlen ausgelegt (Liangqing). Im selben kühlen Raum wird auch das erste Mal geschüttelt (Yaoqing), mit der Bambus-Drehtrommel, auch das zweite Schütteln von Hand findet dort statt. Nach einem weiteren Schütteln von Hand, unter Umständen auch noch mal mit der Bambusdrehtrommel, wird das Blattgut in einem Stoffsack eingepackt und bei Raumtemperatur oxidiert (Fajiao/Yanghua). Nach der Oxidation werden die Blätter in einer beheizten Drehtrommel befeuert (Shaqing), und danach gerollt (Rounian) und noch einmal eine Zeit lang liegengelassen. Zum Schluss werden die Stengel abgezupft, die Portionskissen geformt und eingepackt und so in den Ofen zum Trocknen gelegt (Honggan).

Die Verarbeitung von Zhang Ping Shui Xian (und Bei Huo Shui Xian):

Das Pflückgut wird draussen zum Welken ausgelegt (Shaiqing)Nahaufnahme der welkenden BlätterDanach kommt der Tee in den klimatisierte Raum zum auskühlen (Liangqing)In dieser Drehtrommel wird der Tee ein erstes Mal geschüttelt (Yaoqing)Die Teeblätter nach dem ersten SchüttelnNach einer gewissen Zeit werden die Blätter von Hand zwei-drei weitere Male geschütteltZum Oxidieren werden die Blätter in einen Stoffsack eingepacktDie oxidierenden BlätterIn der beheizten Drehtrommel (Guntong) werden die Blätter nach dem Oxidieren befeuert (Shaqing)Danach werden die Blätter gerollt, um die Säfte und damit Geschmack aus dem Blatt zu holen (Rounian)Der Tee nach dem Rollen wird noch mal eine Zeitlang ausgelegtVor dem Formen und Verpacken werden die Stengel aussortiert (Jiangen)

In allen diesen Produktionsstätten haben wir natürlich jeweils auch Tee getrunken, vor allem auch um die Zeit zu vertreiben und Schwätzchen zu halten. An einigen Orten waren wirklich gute Tees dabei, an anderen Orten waren sie allesamt schlecht – wie das halt so ist beim Tee produzieren. Mein Kontakt hier kauft für seinen Laden folgendermassen ein: er geht von Produktionsfamilie zu Produktionsfamilie und degustiert Tee um Tee; was ihm gefällt, kauft er und nimmt er mit. Ich wähle bei ihm also bereits aus einer Auswahl aus. Zurück in Zhangping in seinem Laden, haben wir die Tees ausdegustiert, die ich kaufen will. Neben dem normalen Zhang Ping Shui Xian soll da ebenso ein gerösteter dabeisein und ein zu Schwarztee verarbeiteter Shui Xian Gong Fu. Am nächsten Morgen würden wir die Tees zur Post bringen. Nach dem Essen auswärts haben wir im Laden noch einige mitgebrachte Biere gekippt. (Sogar hier haben sie Heineken, die Ärmsten; obwohl die lokalen Biere ja nicht besser sind, aber wenigstens aus China.)

Teedegustationen in Nanyang und Zhangping:

In verschiedenen kleinen Teefabriken......werden verschiedene Zhang Ping Shui Xian degustiertZwei verschiedene Shui Xian Gong Fu (als Schwarztee verarbeitet)Zhang Ping Shui Xian im trockenen Blatt, zu einem Kissen gepresstAufguss vom Zhang Ping Shui XianAufgegossenes Blatt vom Zhang Ping Shui Xian

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