Reisebericht: Hongkong 14.-17. Mai 2018
Montag, 14. bis Donnerstag, 17. Mai 2018 // Am Montagmorgen früh bin ich von Beijing kommend in Shenzhen Bei, dem Nordbahnhof der direkt an der Grenze zu Hongkong gelegenen, als Sonderwirtschaftszone Ende der 70er Jahre gegründeten und mittlerweile fünftgrössten chinesischen Stadt angekommen. Nach einem Bahnhof-Nudelsuppenfrühstück bin ich per Metro zur Grenze gefahren. Die Metro fährt im ein-Minuten-Tackt und ist jeweils voll, das heisst, keine/r kommt mehr rein. Nach drei vollen Zügen kam dafür ein (vorerst) ganz leerer. Nach der Ankunft am Checkpoint das übliche Prozedere. Zettel ausfüllen, Stempel in den Pass, nichts zu verzollen, dann über die Brücke über den Fluss, Geld wechseln von Renminbi in Hongkongdollar, dann das Ganze in Umgekehrter Reihenfolge (ohne Geldwechsel). Die Hongkong-Metro fährt auch direkt von der Grenze. Ab September 2018 soll es dann einen Hochgeschwindigkeitsbahnhof in Kowloon geben, wo Züge aus China direkt hinfahren werden, die Grenzkontrolle wird dann wohl dort sein.
Da ich von Hongkong aus nach Indien fliegen werde und ich in China nichts mehr zu erledigen hatte, habe ich einige Tage in Hongkong verbracht. Es ist eine verrückte Stadt, Grossstadt, knapp 7.5 Millionen Einwohner, ebensoviele Touristen, und das ganze auf engstem Raum. Kaum an einem anderen Ort sind soviele Hochhäuser auf so kleinem Raum gebaut worden. Wenn dazu noch bedenkt wird, dass ein Grossteil der ehemaligen britischen Kolonie aus unbebauten Hügeln besteht, kann der Dichtestress abgeschätzt werden. Die Schweiz hat etwas mehr Einwohner als Hongkong und ist 40 Mal grösser.
Das verrückteste ist eigentlich das Klima, obwohl auch dies nicht nur in Hongkong so ist. Draussen 30 Grad und feucht, drinnen Nordpol. Klimaanlagen auf Vollgas, dazu sind die Türen aber offen. Viele Cafés, Bars und Restaurants haben eine zur Strasse ganz offene Seite...
Teemässig habe ich in Hongkong nicht so viel gemacht. Das wichtigste war natürlich das Treffen mit Leo Kwan. Er ist seit Jahren im Teehandel tätig und ist ein grosser Kenner nicht nur des Tees an sich, sondern forscht auch zu Geschichte, Inhaltsstoffe, Kultur, Traditionen etc. und veröffentlicht dazu sehr gute Texte auf seinem Blog teaguardian. Wir kaufen selten Tee über ihn, obwohl sie sehr sehr gut sind; ab und zu fragen wir für Muster an, die dann aber jeweils so gut sind wie unsere eigenen Tees...Der Austausch mit ihm ist jedoch wichtig und wertvoll, gehört er doch auch zu denjenigen, die den Verlust von Eigenheiten und Qualität der Tees bedauern und versuchen, mit Teebauern zusammen die traditionellen, klassischen Tees zu retten. Er musste leider am nächsten Tag schon wieder los, nach China, ironischerweise nach Wuyishan, wo ich eigentlich auch noch hinwollte, was aber dieses Jahr nicht geklappt hatte. Er hat mir aber noch ein paar Tipps gegeben, was Teeläden in Hongkong anbelangt. Im Viertel Sheung Wan hat es viele alte Teeläden, die aber allesamt nichts besonderes sind. In Hongkong werden einige wenige Schwarztees sowie die berühmten China-Grüntees verkauft, vor allem aber Oolong und Pu Er, Shu und Sheng, vor allem alte. Ein Teeladen von besonderem Interesse hat eine besondere Sammlung von alten Pu Er, viele aus den 90ern, 80ern, zweite Hälfte 70ern und sogar einige sehr alte bis zurück nach 1900. Im Teehaus können alle probiert werden, zu einem 30stel des Cakepreises. Der Gründer handelt seit 50 Jahren mit Pu Er, sein Sohn hat das Geschäft mittlerweile übernommen. Der Laden in Tsim Sha Tsui (Kowloon) und das Teehaus in Causeway Bay (Hongkong Island) sind neu gemacht, früher waren sie an anderen Standorten.
Die restliche Zeit habe ich mit Herumlatschen in der Stadt, eine Besuch an einem Strand in Hongkong und diversen Büroarbeiten verbracht. Zudem hatte ich nun zusätzlich zu den Mustern aus Beijing vier weitere Muster von Zhu Ye Qing im Gepäck, die ich durchdegustieren musste, um zu einer Entscheidung zu kommen.