Reisebericht: Huangshan 1, Tunxiqu-Huangshanqu, 21. April 2015
Nach einer 12stündigen Zugreise sind Liping und ich kurz nach Mitternacht der Nacht vom 20. auf den 21. April am Bahnhof der kreisfreien Stadt Huangshan angekommen; die Stadt nennt sich Tunxi. Da der Ticketschalter noch geöffnet hatte, haben wir gleich unsere Weiterreise organisiert; Tickets für Nachtzüge sind nicht immer ganz einfach zu bekommen. Liping wird zurück nach Shanghai fahren, ich werde über Fuzhou nach Fuding reisen, um Weisse Tees einzukaufen. Dann sind wir zu Fuss zum im Voraus reservierten Hotel gegangen.
Am morgen des 21. April sind wir per Taxi nach Taiping gefahren, das heute eigentlich Gantang heisst und im Gebiet Huangshan liegt. (Das Gebiet Huangshan liegt innerhalb der kreisfreien Stadt Huangshan, deren Hauptort die Stadt Tunxi ist, soviel zu den Örtlichkeiten oder warum einfach, wenn es auch kompliziert geht! Es gibt übrigens auch noch Huangshan Touristengebiet zwischen Tunxi und dem Gebiet Huangshan, und die ganze Region heisst Huangshan „Gelbe Berge“.)
Dort wurden wir vom Chef von Hou Keng Cha Ye, einer mittlerweile riesengrossen Firma, die weiterhin Top-Qualitäten von Tai Ping Hou Kui in artisanaler (halb-) Handarbeit produziert, mittlerweile aber auch an einer total maschinellen Verarbeitung tüftelt. In den neunziger Jahren hatte er zusammen mit seinen Brüdern den Tai Ping Hou Kui wieder berühmt machen wollen und dazu einerseits die Verarbeitung modernisiert, andererseits den originalen Herkunftsort geschützt. Doch das ist längst vorbei. Seine Tees sind extrem teuer, er selbst legt ein klassisches Neureiche-Gehabe an den Tag. Er ist übrigens auch Vorsitzender des Dorfes, seine Brüder sind ihre Wege gegangen und produzieren selber Tee.
Tai Ping Hou Kui - trockene Blätter:
Tai Ping Hou Kui - aufgegossen:
Liping kennt ihn noch aus alten Tagen, als er eben noch ein kleiner Produzent war und den Tai Ping Hou Kui geschützt und gefördert hat. Wir konnten hier sehr gute Tai Ping Hou Kui degustieren, daneben auch Huang Shan Mao Feng und einen Tee namens Hou Dou Lan Hua, die maschinell hergestellte Version von Tai Ping Hou Kui. Zufälligerweise war auch noch das lokale Fernsehen Huangshan TV da, warum eigentlich weiss ich gar nicht. Aber die wollten uns natürlich sofort interviewen und waren ganz begeistert, dass ich das sogar auf Chinesisch machen konnte. Nachher hat der Chef uns auch noch seine wirklich riesige Teefabrik gezeigt, und wir durften auch bei der artisanalen Produktion von Tai Ping Hou Kui zusehen. Natürlich mussten/durften wir dort auch mit ihm Essen, inkl. teurem Schnaps. Danach wurden wir durch sein Taipinghoukui-Museum geführt, es wurden uns alle Auszeichnungen und Preise sowie Fotos von Besuchen berühmter Leute wie Hu Jintao und Wladimir Putin gezeigt etc. Und immer: er habe dies und das, dies war so und so teuer, dieser und jener war schon hier, er hat natürlich auch ein dementsprechendes Auto; eigentlich redete er fast nur von Geld.
Die artisanale Verarbeitung von Tai Ping Hou Kui mit sehr viel Handarbeit:
Und wir wollten eigentlich schon lange gehen, aber wir sassen quasi fest, weil kein Auto zur Verfügung stand, diese waren alle unterwegs. Liping wollte eigentlich mit mir zusammen in die Dörfer der Herkunfts- und Produktionsorte, speziell zu einem Teebauern, der seit Jahren auf Anregung von Liping den Tai Ping Hou Kui in der Version 1915 zu produzieren versucht, was aber sehr schwierig zu sein scheint. Der Teebauer ist jedenfalls nicht zufrieden, und solange sein Ergebnis in seinen Augen nicht genügend ist, will er sicher keinen Ausländer empfangen, weil er sost seiner Meinung nach sein Gesicht verlieren würde. Liping hat in den letzten Wochen mehrmals nachgefragt, aber da ist nichts zu machen.
Als dann endlich Auto und Chauffeur (hat er natürlich auch!) des Chefs zurück waren, sind wir ins Zentrum von Gantang gefahren. Ich wurde in einem Hotel einquartiert, Liping ins Dorf Houkeng gefahren, von wo aus er zu Fuss weitergehen würde. Ich sollte dann am nächsten Morgen auf eigene Faust nach Houkeng fahren und mich dort bei den Teebauern umsehen; am Nachmittag würden wir uns wieder treffen.
Ich habe nun versucht herauszufinden, wie ich in dieses Dorf Houkeng kommen werde; es sollte ein Bus haben. Nach einigen Verständnisproblemen haben dann die Damen an der Hotelrezeption verstanden, was ich will und haben mir erklärt, das ich dafür nicht zum Busbahnhof müsse, sondern zu dieser einen Kreuzung etc. Das wollte ich mir aber zuerst anschauen gehen, und ich habe natürlich nichts gefunden. Da war aber ein Teeladen bzw. eher ein Verkaufsladen einer Teefabrik mit ganz vielen Säcken und Kisten mit Tai Ping Hou Kui. Da habe ich dann gefragt, und bin mit der Tochter des Hauses ins Gespräch gekommen. Sie würde am nächsten Tag sowieso am morgen zu ihrer Teefabrik dorthin fahren und könnte mich mitnehmen, natürlich inklusive Besichtigung ihrer Teefabrik. Selbstverständlich habe ich auch hier noch einige Tai Ping Hou Kui degustiert, ebenfalls nicht schlecht.