Reisebericht: Jinghong, Mengsong, 30.03.-03.04.2017
Donnerstag und Freitag, 30.-31. März 2017
Diese beiden Tage haben wir mit Degustieren verbracht. Einerseits diverse weitere Muster von verschiedenen Teebergen in Xishuangbanna, andererseits bereits gekaufte Tees sowie verschiedene Partien vom Nannuoshan.
Die Familie He hat am Nannuoshan drei Teegärten: Chaoshan auf 1800m.ü.M. mit vielen alten Teebäumen, dazwischen wenige natürlich gewachsene kleinere Bäume und Zhuilong auf 1300m.ü.M., ebenfalls mit vielen alten und einigen kleineren Teebäumen, allerdings besser geschützt vor direkter Sonneneinstrahlung, da der Wald intakter ist, also mehr andere grosse Bäume da sind und die Biodiversität insgesamt grösser ist. Etwas weiter weg liegt ein natürlich belassener Garten mit kleineren Teebäumen, woraus Sheng Tai Cha produziert wird. Sheng Tai meint naturbelassen und bezieht sich auf Pu Er, der nicht aus alten Teebäumen (Gu Shu Cha) oder aus angepflanzten Teebüschen (Tai Di Cha) stammt. Die Tees werden je nach Wetter Tag für Tag produziert und dann nach Terroir separiert, aber über verschiedene Tagesproduktionen gemischt, um die gewünschte Menge zu erhalten. Da Liping in engem Kontakt mit He San steht, können wir jeweils auch von einzelnen Tagesproduktionen Muster haben und so sehr viel lernen über Einflüsse von Wetter, Herkunft, Verarbeitung etc. – Viele Muster, die natürlich auch degustiert sein wollen!
Natürlich haben wir auch die in Laoman’e gekauften Tees noch einmal probiert, auch um nochmal zu entscheiden, wie wir die drei Partien mischen wollen. Aus weiteren Gegenden haben wir Muster degustiert und verglichen, zum Teil in mehreren Runden und mit Hinzufügen eines Musters z.B. vom Nannuoshan. Es sind nicht nur verschiedene Berge oder verschiedene Dörfer am selben Berg, sondern auch verschiedene Qualitäten – alte Bäume, gemischt aus alten und jungen, grosser Anteil an alten Bäumen, hohe Biodiversität etc. – und verschiedenen Erntedaten. Neben dem Einkaufen an sich geht es immer auch um das Verstehen, um das Weiterlernen; wir degustieren immer blind und versuchen so viel wie möglich herauszudegustieren.
Eine besonders interessante Runde waren vier Muster aus Mengsong, ein Gebiet westlich des Mekong, aber nördlicher und näher am Fluss als Nannuoshan und Bu Lang Shan. Es waren jeweils zwei Tees von zwei Produzenten aus den Dörfern Nanben und Hua Zhu Liang Zi, die wir am nächsten Tag besuchen würden. Mittlerweile hat es leider wieder zu regnen begonnen...
Samstag, 01. April 2017
Bereits am Morgen war der Himmel bedeckt, den ganzen Tag über sollte es immer wieder regnen, was uns sehr beunruhigt. Denn: so kann kein guter Tee gemacht werden, die Feuchtigkeit im Blatt ist zu hoch, und das Trocknen würde zu lange dauern – von Sonnentrocknung ganz zu schweigen. Dennoch haben wir uns auf den Weg gemacht; da weder He Tu noch He San Zeit hatten, mussten wir ein Taxi organisieren.
Zuerst haben wir in Menghai eine Teefabrik besucht. Als wir einige Tage zuvor in Laoman’e waren, hat uns ein dort anwesender Produzent eingeladen, seine Fabrik zu besuchen, er könne unsere Tees zu Cakes pressen. Er hat ein sehr schönes, in traditioneller Art gebautes Wohnhaus mit Gästezimmern, daneben die Fabrik zum Pressen, auf dem Dach derselben und über dem Zwischenraum zum Wohnhaus Platz zum Sonnentrocknen. Die Fabrik hat uns grundsätzlich gefallen, dennoch sehen wir davon ab, dort unsere Tees pressen zu lassen: einerseits liegt zuviele Ware von verschiedenen Kunden nicht gut separiert herum, andererseits produziert er selber Tee und ist interessiert, seinen Tee zu verkaufen. Das Risiko, das unser Tee gemischt oder vertauscht wird, ist uns zu gross.
Nach dem Mittagessen in einem Lokal in Menghai sind wir weitergefahren nach Mengsong, ins Dorf Huazhuliangzi. Der Tee dieses Produzenten hatte uns an der Degustation tags zuvor sehr gefallen. Der Produzent ist der älteste und jüngste Sohne der Familie, er hat diverse ältere Schwestern. Einige seiner Cousins waren auch zugegegen, alles junge Männer unter 30, sehr sympathisch - und ein sehr guter Tee. Leider regnete es nun in Strömen, den Teegarten konnten wir leider nicht besuchen. Das Dorf und das Haus des Produzenten sind sehr alt und noch nicht neugebaut wie vielerorts sonst, was uns sehr gefiel. Vom Tee war leider zu wenig Menge übrig; wir kauften, was da war. Dies ist leider oft so in dieser Zeit, wo wegen des zuerst trockenen und nun zum falschen Zeitpunkt regenerischen Wetters der Tee des Musters bereits ausverkauft ist und von nachher produzierten noch nicht genug da ist.
Danach sind wir weitergefahren ins Dorf Nanben zum anderen Produzenten. Bei unserer Ankunft war er noch nicht da und wir hätten zu lange warten müssen, weshalb wir unverrichteter Dinge wieder abgereist sind. Wir sind noch kurz bei He San vorbeigegangen, um die drei bereits fertig verarbeiteten Nannuoshan Danzhu abzuholen, die wir zusammen gepflückt hatten. Wir wollten uns eigentlich gleich verabschieden, aber die Frau von He San hatte bereits gekocht; so sind wir zum Essen geblieben.
Sonntag und Montag, 02.-03. April 2017
Auch am Sonntagmorgen hat sich das Wetter nur leicht gebessert, es war noch immer bewölkt, den Tag über würde es vielleicht wieder regnen. Wir haben viel Organisatorisches erledigt, vor allem die gekauften beziehungsweise noch zu kaufenden Mengen sowie die Preise angepasst. Dazu mussten wir das Design der Papierverpackung für die Cakes etwas anpassen und festlegen, wie viel wir drucken würden. Mittags sind Sanmao und Xiuru zum Flughafen gefahren, um nach Shanghai zu fliegen, Liping und ich würden noch einen Tag länger in Jinghong bleiben.
Am Nachmittag haben wir weitere Muster degustiert, die tags zuvor angekommen waren. Das Muster vom Youleshan war um einiges besser als dasjenige einige Tage zuvor und hat die Tees aus Manzhuang auf die hinteren Plätze verwiesen. Bei den letzteren haben wir zudem noch Produktionsfehler entdeckt, die uns beim ersten Degustieren entgangen waren. Zudem sind die Preise zu hoch – aber das Potential der Tees aus Manzhuang ist hoch, das Pflückgut kommt aus einem sehr guten Teegarten mit alten Bäumen, was gut bemerkbar ist.
Zum Schluss haben wir drei Tees aus Mengku degustiert. Da haben wir drei sehr schöne Tees gefunden, zwar auch etwas teurer als letztes Jahr, jedoch in sehr guter Qualität. Einer aus alten Bäumen vom Berg Daxueshan, den wir als Mengku 2017 gekauft haben, einer aus alten Bäumen aus Zhengqitang (einen solchen hatten wir letztes Jahr) sowie einen aus jungen Bäumen ebenfalls aus Zhengqitang, den wir als Sheng Tai Cha gekauft haben, da wir einen sehr guten Preis erhalten haben.
Nach dem Abendessen waren wir noch im Laden des Produzenten unseres Youleshan zum Tee eingeladen. Neben dem Tee aus seinem Teewald am Youleshan produziert er weitere rohe Pu Er von den meisten bekannten Bergen.
Der Montagmorgen allerdings hat nach dem Frühstück wieder mit Regen aufgewartet. Insgesamt war es die Tage Ende März/Anfang April zu kalt, nur etwas über 20°C, und zu regnerisch. Das habe ich so noch nie erlebt, ich kenne diese Zeit sonst als heiss, 35°C, und feucht, in den Bergen etwas kühler. Laut Wetterbericht wird es ab morgen wieder tagelang sonnig und 30°C, es werden wohl also noch einige gute Pu Er produziert werden...Den Morgen haben wir mit aufräumen und arbeiten im Hotel verbracht, am frühen Nachmittag würden wir nach Shanghai fliegen.