Reisebericht: Lugu und Yingge, 24.-25. April 2016
Am morgen des 24. April bin ich von Teebauer Chen ins Zentrum von Mingjian gefahren worden, wo Busse nach Lugu fahren würden. Um das Dorf Lugu liegt eines der ältesten Teeanbaugebiete Taiwans: Dong Ding (nach dem Namen des Berges gleich hinter dem Dorf). Die Idee war, einige Teeläden aufzusuchen, klassisch verarbeiteten Dong Ding Wu Long zu degustieren und vor allem einige Teegärten sehen, die um den Berg Dong Ding liegen. Anders als in China hat sich das Unterfangen hier als schwierig erwiesen. In China ist es jeweils relativ unproblematisch, die Teegärten zu sehen zu bekommen, sehr oft wird man von den Ladenbesitzern hingefahren, die häufig zu einer Produzentenfamile gehören. Offensichtlich nicht so in Taiwan. Fast den ganzen Tag habe ich in verschiedenen lokalen Teeläden verbracht, Tee degustiert und nach Möglichkeiten gefragt, in die Teegärten zu kommen. Niemand wollte Zeit haben, mich hinzufahren. Wenn es doch wenigstens Taxis hätte. Immerhin habe ich viele Dong Ding und einige High Mountain Tea degustieren können, von ganz grün verarbeiteten bis zu holzkohlegerösteten. Allerdings alle vom letzten Jahr, die Erntezeit beginnt gerade erst, auch hier um 2-3 Wochen verspätet. Erschwerend kam hinzu, dass ich ja eigentlich nur schauen wollte und nichts einkaufen, da ich die Tees vom Dong Ding über Meister Chen erhalte – deshalb wollte ich ja ursprünglich mit ihm hierhinkommen, was aus verschiedenen Gründen nicht geklappt hatte. Wie geschrieben, konnte er es sich zeitlich nicht einrichten, obwohl ich schon vor einem Jahr mein Interesse bekundet hatte, 2016 nach Taiwan zu kommen. Andererseits geht es auch um verschiedene Ansichten über Tee: Er findet, allein am Endprodukt Tee könne alles herausdegustiert werden. Ob ein Tee gut ist oder nicht, hänge weder von Herkunft, Teegarten noch Pflanzensorte ab – sondern von der Güte der Verarbeitung und dem Können des Teebauern bzw. Produzenten. Ein Besuch in Teegarten sei also eigentlich nicht notwendig. Einerseits bin ich mit dieser Idee einverstanden, andererseits spielt das Terroir meines Erachtens eine sehr grosse Rolle – und für mich als nicht-Chinese trägt das Sehen und Verstehen von Verarbeitungsprozessen wie auch der Zustände eines Teegartens sehr viel zu meiner Teeologie bei - einerseits reines Faktenwissen, andererseits degustatorisches Erinnerungswissen, beides ist eminent wichtig.
Degustationen verschiedener Tees in Lugu
Der 25. April war mein letzter Tag der diesjährigen Einkaufsreise. Zusammen mit Menglin wollte ich nach Yingge in der Nähe von Taibei fahren. Dort gibt es unzählige Geschirrläden, wo taiwanesisches Teegeschirr in allen möglichen Arten und Qualitäten verkauft wird sowie auch sonstiges Kunsthandwerk. Was ich hier alles gesehen haben, entbehrt einer Beschreibung, nur kurz: es lohnt sich, hierher zu kommen. Die Läden sind selber auch sehr schön und kunstvoll eingerichtet. Neben dem Aufstocken unseres Vorrats an alltäglichem Geschirr für Gong Fu Cha war ich natürlich auch an speziellen, von Künstlern hergestellten Tassen interessiert. Zum Schluss waren wir noch in einen sehr speziellen Laden, wo altes Tee-Geschirr und alte Tees verkauft werden. Also zum Beispiel Pu Er aus den 70ern, oder Lu An Cha von 1980, oder ein Gaiwan aus der Anfangszeit der Republik (ab 1911), oder alte Teetassen aus Japan, damals als Kopie bzw. Fälschung von Song-Dynastie-Tassen hergestellt.
Von Yingge aus bin ich dann per Taxi zum Flughafen gefahren und habe meine Rückreise angetreten.
In verschiedenen Geschirrläden in Yingge