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Reisebericht: Mengding (Ya‘an) 20.03.-24.03.2013

Nach einer gut durchschlafenen Nacht im Geholper des Zugs nicht allermodernster Art sind wir, also zwei Teesucher aus Belgien respektive der Schweiz, am 20. März am Mittag in Chengdu angekommen. Hier in der Hauptstadt der Provinz Sichuan war grosses Rendez-vous angesagt: Ein teeliebhabender Kunde von mir, die Frau von meinem belgisch-chinesischen Teefreund und eine Teehändlern aus Shanghai und Freundin von letzteren, die mir ebenfalls vom letzten Besuch in Wuyishan bekannt ist. Zusätzlich mussten wir noch den Fahrer samt Minibus suchen, der uns nach Ya'an bringen würde. Das war auch weiter kein Problem und zwei Stunden später sind wir denn auch in Ya'an, genauer in Mingshan, noch genauer im Dorf Hongyanxiang angekommen.

Dort wurden wir in einer mittelgrossen Teefabrik vom Chef oder chinesisch Laoban empfangen und bekamen - was sonst - einen Tee serviert: einen ziemlich guten, wirklich gelben Meng Ding Yellow Bud. Fast alle Gelben Tees werden heutzutage als Grüntee produziert oder jedenfalls sehr nah dran. Auch diejenigen, die ich für Länggasstee in den letzten Jahren gekauft haben, waren nicht wirklich klassische Gelbe Tees; sie waren immerhin deutlich gelber als viele andere. Der Chef dieser Fabrik ist einer der wenigen, die noch versuchen echten Gelben Tee herzustellen. Dies ist aber gar nicht so einfach und auch nicht ganz ohne: um ein Gelber Tee zu werden, wird der noch nicht getrocknete Grüne Tee eingewickelt und in einem komplexen und arbeitsaufwendigen Prozess namens Menhuang fermentiert. Bis dahin ist die Verarbeitung nicht nur ähnlich sondern bis auf das beim Gelben Tee länger dauernde Auslegen nach dem Pflücken genau gleich! Menhuang, in etwa "schwitzen und gelben" dauert 10-15 Tage, jede halbe Stunde wird der Tee ausgepackt, umgeschichtet und wieder eingepackt. Wenn diese Fermentationsprozess nicht gut verläuft ist der Tee kaputt. Auch das richtige Papier zum Einpacken ist wichtig; der Chef dieser Teefabrik hat über 10 Jahre lang gesucht! Aus diesen Gründen nehmen nur noch sehr wenige Produzenten dieses Risiko auf sich, unser Produzent hat so auch schon eine Menge Geld verloren. Danach haben wir noch eine ganze Reihe Grüne und auch einen Schwarzen Tee degustiert und von einigen Muster mitgenommen, um sie am nächsten Morgen in Ruhe im Hotel zu vergleichen.

Am 21. März haben wir in Ruhe diese Tees nochmal degustiert und verglichen. Danach sind wir zu der hiesigen Heicha-Fabrik gefahren. Postfermentierter Tee aus Ya'an, genannt Zang Cha "Tibet-Tee", wurde in den alten Zeiten nach Tibet und in andere Randregionen geschickt, um dafür gute Pferde einzutauschen. Die Zang Cha sind nochmals anders als die Heicha aus Hunan und Hubei, wie diese auch zu zum Teil sehr grossen Stücken gepresst. Die Zangcha-Teefabrik in Ya'an hat aber ziemlich überrissene Preise, viele Tees haben nicht überzeugt. Trotzdem war es natürlich sehr interessant, die Fabrikation konnten wir leider nicht sehen, Geheimnis.

Am frühen morgen des 22. März wurden wir abgeholt, um in der oben genannten Teefabrik die Verarbeitung von Meng Ding Yellow Tea zu sehen. Das Blattgut wurde tags zuvor gepflückt und ist abends in der Fabrik angekommen, wo es bis zum Morgen ausgelegt wurde. Wir sind gerade rechtzeitig gekommen, um die weitere (allerdings maschinelle) Verarbeitung zu sehen bis zum Einwickeln ins Papier und den Beginn bzw. die ersten Schritte des Menhuang, "schwitzen und gelben". Zwischendurch und danach haben wir die Preise der Tees erfahren, weiter probiert und entschieden, welche Muster und welche Tees wir kaufen wollen. Vom Gelben Tee, der ja jetzt noch über eine Woche weiter schwitzen und gelben wird, werden wir auch ein Muster erhalten. Am Nachmittag sind wir noch die Teegärten um das Dorf anschauen gegangen. Sehr schön angelegt, immer mit anderen Bäumen zwischen den Teepflanzen zum Schattengeben. Wir konnten diverse Teepflanzenvarietäten anschauen und vergleichen, sogar die frischen Blätter essen, die ziemlich unterschiedlich im Geschmack waren. Neben der lokalen klassischen Sorte Lao Chuan Cha hat es vor allem Varietäten aus Fuding (Provinz Fujian) und natürlich neue Kreuzungen. Insgesamt haben wir den ganzen Tag in der und um die Fabrik verbracht, Mittag- und Abendessen haben wir ebenfalls in der Teefabrik geniessen dürfen.

Teegarten für Meng Ding Tee beim Dorf HongyanFrisch gewachsene Blätter der Teepflanze Lao Chuan Cha, der alten lokalen Varietät2 Teepflanzenvarietäten: Abwechslungsweise eine Reihe mit Lao Chuan Cha, eine mit Fu Yun 9 Hao

Am 23. März sind wir zu einem Professor für Tee-Biochemie an der Agro-Universität von Ya'an gefahren, der daneben auch noch Tee produziert. Dies war hochinteressant, weil er aus erster Hand Informationen über die Biochemie des Tees, der Inhaltsstoffe, der Teeverarbeitung etc. lieferte. Vieles hat sich bestätigt, vor allem auch das vieles was im Westen über den Tee gesagt wird schlicht falsch ist. Natürlich haben wir auch diverse seiner Tees - Grün, Gelb, Schwarz, Postfermentiert - probiert und besprochen: Der Professor kann mit seinem Biochemie-Fachwissen einen Tee sehr genau herstellen, er erklärte uns seine Theorien und Produktionsmethoden, das Ergebniss hielten wir als Tasse Tee in unseren Händen. Auch über das grosse Thema Fermentation/Oxidation haben wir ausführlich diskutiert. Alles hochinteressant, komplex und natürlich ziemlich anstrengend.

Abends sind wir mit ihm und seiner Frau, ebenfalls Professorin dort, Huoguo (Hotpot) essen gegangen: Echtes Fondue chinoise, wer das noch nie gegessen hat sollte nach China fahren, es ist das beste Essen der Welt. Neben für Europäer "normalem" Gemüse und Fleisch werden auch noch ganz andere Sachen in den geteilten Topf mit aussen scharfer und innen normaler Bouillon geworfen: Geliertes Entenblut, Schweinehirn, Kuhmagen, Entenmagen, Algen etc. Es lohnt sich!

Zum Vergleich: dasselbe Blattgut, links Gelber Tee, rechts Grüner Tee (beide noch nicht fertig verarbeitet)Die Pakete mit eingewickeltem noch feuchtem Tee liegen über Tage in einem warmen Raumund werden jede halbe Stunde geöffnet, der Tee wird gekehrt und wieder eingepackt Drei Gelbe Tees, ein Grüner: Huang Mao Jian und Huang Mao Feng, Shi Hua (Grüntee) und Huang Ya (Yellow Bud)Zwei Grüntees: Gan Lu und Mao JianZwei Schwarze Tees: Hong Ya und Mao FengZwei Postfermentierte Tees: Ya Xi und Zang Cha

Den morgen des 24. März verbrachten wir mit besprechen, nochmal Teemuster probieren und packen. Mein Teekunde ist bereits am frühen Morgen nach Emeishan gefahren, ich werde ihn in Chengdu nochmal kurz sehen bevor er dann nach Shanghai und zurück in die Schweiz fliegt. Nach dem Mittagessen sind wir erneut zum Teeprofessor gegangen, um die kleine Teefabrik der Universität und die Teeverarbeitung zu sehen. Er hat noch mal den traditionellen Gelbtee verarbeitet, den wir bei der Degustation am Vortag als Besten befunden haben, den er aber bereits fast ausverkauft hatte. Auch von diesem frischen Tee werden wir noch Muster erhalten. Die bestellten Tees haben sie bereits am Morgen verpackt, nun hiess es einmal mehr: auf zur Post, auf dem Weg noch bei der Bank vorbei zwecks Bezahlung. Wie immer wenn ich in einer Gegend zum ersten Mal Tee in die Schweiz verschicken will hiess es auf der Post, dies sei nicht möglich. Tee könne nicht exportiert werden. Aha. Nun, ich weiss es besser und nach einigem diskutieren und insistieren hat es dann doch geklappt, allerdings mit dem Hinweis, dass die Pakete sicher wieder zurückkommen und das werde dann teuer...bisher sind aber die Pakete noch immer in Bern angekommen. Um sechs Uhr sind wir dann von des Professors Fahrer (oder was auch immer) nach Chengdu gefahren worden.

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