Reisebericht: Shanghai, 01.-04. April 2016
Am Mittag des 1. April haben wir uns auf den Weg zum Flughafen gemacht, um über Kunming nach Shanghai zu fliegen. Eigentlich wollten wir nur kurz in Shanghai bleiben und vor allem diverse Muster degustieren. Am 3. April wollten wir bereits in Suzhou sein. Nun verhält es sich aber so, dass auch hier die Teepflanzen im Vergleich mit anderen Jahren sehr spät pflückbereit sind, eben weil der Winter kalt war und der Frühling langsam näherkam, die Temperaturen stetig leicht anstiegen. Hier in Ostchina, in den Teeregionen in den Provinzen Jiangsu und Zhejiang im Hinterland von Shanghai hatte es Mitte März noch einmal Frost gegeben und viele bereits frische Blätter erfroren an den Teesträuchern. Das betrifft vor allem neuere Varietäten, die sehr früh wachsen (um sehr früh frischen Tee zu haben), während die alten Sorten erstens widerstandsfähiger sind und zweitens deren frische Blätter später wachsen. Grosso modo heisst das: bessere Qualität Tee, eher aus alten Sorten, weniger Menge, höherer Preis. Wir haben bereits Infos zu Marktpreisen für diverse Grüntees und rohe Pu Er gesehen. Zum Teil unverschämt hohe Preise, aber diese werden bezahlt. Nun zahlen sich im wahrsten Sinn des Wortes die langjährigen Kontakte aus. Wir gehen davon aus, dass auch die Preise für uns etwas steigen, aber nach wie vor weit unter dem Marktpreis liegen werden.
Weil es also noch gar nicht so viel Menge an frischen Tees gibt und weil es die letzten Tage regnete - also wenn überhaupt Tee gepflückt wurde, dann wird es nicht ein wirklich guter Tee sein – gab es keinen Grund, bereits nach Suzhou zu fahren. Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich vielleicht über die paar Tage nach Fuding gefahren, um die Weissen Tees einzukaufen...
Gearbeitet wurde natürlich trotzdem, nur ist es nicht so interessant, darüber zu berichten. Wir waren natürlich einmal mehr auf der Bank, um Geld zu wechseln (mit Online-Banking kann ich zwar überweisen, aber als Ausländer kein Geld wechseln; ich kann ausländisches Geld ins Ausland transferieren, aber nicht auf Konten in China, ergo muss ich Geld wechseln!); und wenn wir schon am Schalter waren, noch gleich ein paar andere Dinge klären bezüglich des Bankkontos.
Weiter haben wir mit unseren Excel-Tabellen „gespielt“, das heisst zu kaufende Mengen und Preise abgeglichen und diskutiert, was wo wann eventuell gesucht werden muss und gefunden werden kann.
Vor allem aber haben wir die Teemuster aus Sichuan und Yunnan degustiert, jeweils „blind“, also die Tees mit Nummern versehen und erst nach dem Degustieren aufgedeckt. Wir haben begonnen mit dem Gelbtee Meng Ding Huang Ya / Meng Ding Yellow Bud, jeweils einer von zwei verschiedenen Produzenten. Der eine ist wie die letzten Jahre sehr sehr gut, klassisch als Gelber Tee produziert; der andere leider viel zu grün, nicht wirklich „gelb“. Weiter hatten wir ein Muster des günstigen Gelbtees namens Huang Da Cha, welches aber auch nicht gut ist. Wir werden also auch dieses Jahr Meng Ding Yellow Bud und Huang Da Cha nicht führen.
Danach verglichen wir vier verschiedene Meng Ding Gan Lu, von dem einem Produzenten drei Qualitäten, vom anderen einer. Dieser war schnell erkannt, hat er doch den für diesen Produzenten ausgeprägten Rosenduft. Der Tee ist an sich gut, aber zu penetrant rosig. Bei den anderen drei hat es eine Überraschung gegeben: der klar beste Tee war die günstige der drei Qualitäten. Dessen Blätter waren beim Pflücken reif genug, während die bessere und die Top-Qualität zu früh gepflückt wurden, also die Blätter noch gar nicht bereit gewesen wären – wie geschrieben, der Tee ist dieses Jahr später dran.
Zwei weitere Runden Grüntees aus Sichuan und Yunnan haben wir relativ schnell durchdegustiert, da nichts wirklich Interessantes dabei war. Weitere Muster aus Sichuan von eher günstigeren Grüntees würden wir später erhalten. Eine Runde mit Schwarzen Tees aus den beiden Provinzen war spannend, aber auch nicht wirklich ergiebig.
Sehr interessant war jedoch die Degustation von fünf verschiedenen rohen Pu Er aus der Gegend um Yiwu, also die weichen, süssen Pu Er. Drei davon haben sich als ziemlich gute Tees erwiesen, zwei waren enttäuschend. Interessant war, das einer der drei besten noch nicht ganz fertig getrocknet war (das wussten wir vorher, aber nicht welcher) und einer nicht aus Gushu, sondern aus Dashu gepflückt wurde – aus Bäumen also, die noch nicht ganz 100 Jahre alt sind. Wir werden mal die Preise anfragen, aber wohl werden sie (zu) teuer sein…