Reisebericht: Tanyang, 26. April 2015
Am Morgen des 26. April bin ich wieder mal früh aufgestanden, da ich nach Tanyang gehen und gleichentags wieder zurück in Fuding sein wollte. Dazu musste ich mit dem Bus nach Fu’an fahren; Bus ist natürlich übertrieben, ein alter Klapperkarren mit 15 Sitzplätzen, wie sie in ganz China herumfahren. Nach knapp 2 Stunden bin ich in Fu’an angekommen, wo mich dann derselbe Kontakt wie letztes Jahr abgeholt hat. Sein Bruder und sein Vater produzieren in x-ter Generation echten, traditionellen Tan Yang Gong Fu in ihrer kleinen Teefabrik im Dorf Tanyang. Mit diesem Fujian-Schwarztee (der übrigens an derselben Weltausstellung wie der Tai Ping Hou Kui im selben Jahr 1915 eine Goldmedaille gewonnen hat) ist es wie mit den meisten anderen Tees mit Rang und Namen: was heutzutage unter diesem Namen auf dem (Tee-) Markt zu finden ist, hat wenig bis nichts mit dem ursprünglichen Tee zu tun. Also gilt es auch hier, dem ursprünglichen nachzuspüren. Vergleiche dazu den Reisebericht Tanyang 2014.
Nach einer dreiviertelstündigen Fahrt sind wir im Dorf Tanyang angekommen und haben sofort den diesjährigen Tee getrunken. Wie viele klassische Schwarztees wird auch Tan Yang Gong Fu traditionellerweise am Schluss maschinell aussortiert; dieser Verarbeitungsschritt wird jedoch erst im Frühsommer gemacht, wenn die Erntezeit vorbei ist. Was wir getrunken haben, war der sogenannte Mao Cha, „unfertiger Tee“, der natürlich auch so in den Handel kommt. (Zum Vergleich: exakt dasselbe sind beim Qimen (Keemun) die aussortieren Qualitäten wie z.B. Haoya im Vergleich zum Maofeng). Neben dem klassischen, aus der alten, lokalen Teepflanzenvarietät Cai Cha hergestellten Tee haben wir auch Schwarztees aus den beiden Oolong-Teepflanzenvarietäten Jin Guan Yin und Huang Guan Yin probiert, die zwar im Duft wunderbar, im Charakter aber dem klassischen nicht ebenbürtig sind.
Nach einer einfachen, aber sehr guten Nudelsuppe in der Küche haben wir weiter Tee degustiert, dazu haben wir Versand und Bezahlmöglichkeiten besprochen und sonstiges diskutiert, was aber aufgrund des sehr starken Akzents und der eher nuscheligen Aussprache der beiden Brüder gar nicht so einfach war. Sobald die aussortierten Tees bereits sind, werden sie mich kontaktieren, damit ich bestellen kann.
Wie letztes Jahr sind wir noch den wunderschönen Teegarten hinter der Teefabrik anschauen gegangen. Sehr viel Biodiversität; Moose, Gräser, Spinnen, Bäume – und mittendrin immer wieder Teebüsche. Ein weiterer, etwa viermal so grosser Teegarten sei etwas weiter weg und man müsse lang zu Fuss laufen; dafür reichte die Zeit leider nicht.
Nach einer langen Rückreise – in Fu’an musste ich noch 50 Minuten auf den Bus warten – bin ich einigermassen erschöpft vom Sitzen in kleinen Bussen auf rumpeligen Bergstrassen zurück in Fuding angekommen. Am nächsten Tag wird wieder Reisetag sein, Zug und Bus; vorher werde ich noch mal zum Teeladen in Fuding gehen, einen Abschiedstee trinken und Tee zur Post bringen.