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Reisebericht: Xinchang, 11. April 2014

Den Morgen des 10. April verbrachten wir auf der Hotelterasse in Hangzhou, wo wir die gekauften Long Jing unter uns drei Parteien aufteilten und verpackten, um sie dann vorerst nach Shanghai zu schicken. Mit unserem Privat-Taxifahrer (er hat kein offizielles Taxi, sondern fährt Leute mit seinem Privatwagen herum) haben wir ausgemacht, dass er uns nach Xinchang fahren wird, doch zuvor brachte er mich und Liping nach Meijiawu, zu unserem bisherigen Long-Jing-Produzenten. Als wir letztes Jahr dort waren, war er gerade dabei, sein Haus neu zu bauen; nun ist es fertig geworden. Er wollte zu hoch hinaus, die Bauvorschriften lassen jedoch im Dorf Meijiawu nur eine bestimmte Gesamthöhe zu, so dass zuoberst nur ein halber Stock gebaut werden konnte (es erinnerte mich an „Beeing John Malkovich“). Dort haben wir auch Lukas Lange wiedergetroffen, der mit seiner Reisegruppe gerade dort war (Teereisen, angeboten und durchgeführt von Länggasstee). Mit Herrn Mei Junior habe ich über die Qualität der Tees von letztem Jahr gesprochen und ihm zu erklären versucht, was wir wollen, was für Tees wir suchen. Je mehr ich vom Tee verstehe, desto anstrengender wird es..., ich werde immer anspruchsvoller. Dieses Jahr wollte ich bei ihm nur Muster holen, zum Vergleich mit den dieses Jahr anderswo gekauften Tees, die doch um etliches besser zu sein scheinen als seine. Nächstes Jahr werden wir sehen, was er uns anbieten kann.

Dann sind wir zurück zum Hotel gefahren, um Sanmao, Xiuru und unser gesamtes Gepäck aufzuladen. Gegen Abend trafen wir dann in Xinchang ein. In Xinchang wird traditionellerweise „falscher“ Long Jing produziert, der dann wie viele andere nach Hangzhou ins originale Gebiet (Xihu oder Westlake) gebracht und dort als originaler Xihu Longjing bzw. Longjing Shifeng verkauft wird; so läuft das in China, es ist leider mehr als normal. Ein als Teeverrückter langjähriger Bekannter von Liping und Sanmao produziert hier in den Bergen um Xichang viele verschiedene Tees aus neuen und alten Teepflanzensorten, klassische Tees wie Longjing, aber auch neue Sorten, zum Teil Eigenkreationen. Dies auf sehr natürliche Weise (man könnte sagen bio). Mit ihm sind wir noch ausgiebig essen gegangen, lokale hiesige Speisen. Er hat sehr viel und sehr lange geredet, wir haben einige interessante Informationen erhalten.

Teegärten in den Hügeln um Xinchang um 700m.ü.M.Frühmorgens am 11. April sind wir mit dem oben genannten Teeproduzenten über eine Stunde lang gefahren, um zu seinen Teegärten in den Hügeln zu gelangen. Er hat in der Gegend noch andere Teegärten, diese hier sind in einem schönen Tal verteilt. Die Landschaft hier sieht fast ein bisschen aus wie in der Schweiz, nur das eben überall Tee angebaut ist. Der Boden hier sei sehr gut, es liegen viele kleinere und grössere Steine herum, was ein gutes Zeichen sei. Verschiedenste alte und neue Teepflanzenvarietäten sind hier zu sehen. An vielen Orten sind Löcher in den Reihen der Teebüschen zu sehen, wo Bäume angepflanzt wurden, die dann die Teebüsche vor zu viel Sonne schützen sollen. Neben einigen wirklich schönen, guten Teegärten sind einige mit zu vielen Teebüschen bepflanzt, es wäre besser, den Teepflanzen genügend Platz zum wachsen zu lassen. Dazu sind viele Buschreihen sehr tief geschnitten, offenbar wird nach der Erntesaison grosszügig maschinell gestutzt, was auf den ersten Blick sehr akkurat aussieht, aber eigentlich nicht wirklich gut ist, vor allem wenn der Teeanbau wie hier auf sehr natürliche Weise betrieben werde. Zudem stellte sich aufgrund der Grösse auch die Frage, ob der Produzent wirklich die frischen Blätter in seiner Teefabrik verarbeitet oder ob nicht auch ein Teil als fertig verarbeiteter Tee gekauft und dann zu grösseren Mengen gemischt wird.

Wir sind dann wieder hinunter nach Xinchang gefahren, die Produktion haben wir leider nicht sehen können. Wir haben aber etliche Muster bekommen, die wir dann in Ruhe degustieren werden. Viele Tees sind aber noch gar nicht produziert, aufgrund der Höhe erfolgt die Ernte hier etwas später. Wir werden jedoch später noch weitere Muster erhalten. Zudem arbeiten Liping und Sanmao schon längere Zeit mit diesem Produzenten zusammen, so dass sie die meisten seiner Tees kennen.
Nachmittags sind wir dann per Bus nach Shanghai zurückgefahren, erst um 8 Uhr sind wir angekommen. Im Teehaus von Xiuru sind wir von ihrem Mann, ihrer Schwester und anderen Verwandten und bekannten empfangen worden und haben dann ausgiebig gegessen, Tee getrunken und den Abend ausklingen lassen. Für morgen ist intensives Teedegustieren angesagt, Muster aus verschiedenen Gegenden sind bereits eingetroffen. Dazu müssen wir auch noch den Versand nach Europa organisieren, mittlerweile haben wir doch einige Tees nach Shanghai verschickt, die im Teeladen von Xiuru auf uns warten.

Nahaufnahmen von verschiedenen Teepflanzen in den Bergen um Xinchang:

Ältere Teepflanzensorte mit grünen frischen BlätternNeuere Teepflanzensorte mit weisslichen frischen BlätternWeitere neuere Teepflanzensorte mit weisslichen frischen Blättern

Teegärten in den Hügeln um Xinchang um 700m.ü.M.:

Hügellandschaft mit Teegärten<br />die Büsche wurden nach der Ernte tief abgeschnitten, wodurch sie diese Form erhaltenPilzförmige Teebüsche einer alten TeepflanzensorteHügellandschaft mit Teegärten, sieht fast aus wie in der Schweiz

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