Am Nachmittag des 15. April bin ich in Zhenghe angekommen. Wie vor zwei Jahren habe ich im Hotel gegenüber des Busbahnhofs eingecheckt. Danach bin ich per Taxi zum Dorf Tieshan etwas ausserhalb gefahren, wo ich einen vor zwei Jahren kennengelernten Teeproduzenten wieder besuchen wollte. Die Teefabrik inkl. Wohnhaus ist im taditionellen Stil gebaut, ein schönes Eingangstor, rundherum Bauten (Wohnräume und Teefabrik) in der Mitte ein grosser Innenhof.

Ich bin äusserst freudig empfangen worden, obwohl gerade Hochsaison herrscht, die Weissen Tees sind in voller Verarbeitung. Wie anderswo wurde die Erntezeit auch hier aufgrund des Wetters um zwei Wochen nach Hinten verschoben. Für die Qualität des Tees ist das eher gut, doch bin ich regelmässig zu „früh“ dran...Wir haben einige Runden Tee getrunken und geredet, mehr so zum Aufwärmen, zum Abklären was es überhaupt an Tee hat etc. Danach zum obligaten Nachtessen, das Essen stamme alles von hier bzw. würde grossenteils vom Restaurant selber produziert – aus der Region, für die Region?! Danach wurde ich zum Hotel zurückgefahren, am nächsten Morgen sollte ich wieder abgeholt werden.

Am 16. April nach einem Hotel-Frühstück, das so schlecht gar nicht war, bin ich vom Fahrer (der auch sonst in der Teefabrik als alles mögliche arbeitet) abgeholt worden. Mein Plan war es eigentlich, nun mal die Tees degustieren, weitersuchen, Tee einkaufen und so. Aber so ist das eben in der Erntezeit: der Chef hat nie Zeit, die sehr sympathischen MitarbeiterInnen führen einem herum und giessen den ganzen Tag Tee auf. So habe ich in diesen Tagen verschiedenste Weisse und Schwarze Tees trinken und dabei viel lernen können, dazu bin ich mit der einen und dem anderen MitarbeiterIn ins Gespräch gekommen. Weniger euphemistisch gesagt: Ich habe vor allem gewartet, aber wie gesagt, sehr angenehm, sehr sympathisch. Während der ganzen Zeit konnte ich immer wieder die Teeverarbeitung beobachten: Die frisch gepflückten Blätter werden auf Bastkörben zum Welken ausgelegt und in Regaltürme gestapelt. Dies abwechslungsweise draussen und unter Dach, in einem auf die Seiten hin offenen Raum. Dann werden die Blätter lange an der Sonne getrocknet; bei schlechtem Wetter drinnen mit Heissluft oder selten auf Holzkohle. Das Sonnentrocknen ist natürlich das traditionellste.

Verarbeitung von Weissen Tees in der Teefabrik in Tieshan bei Zhenghe:








Natürlich waren da auch noch andere Kundschaften, was die (Zeit-)Situation noch etwas komplizierter machte. Mit den Kunden aus Xi’an und Wuyishan bzw. Tongmuguan war es dann aber auch recht amüsant, und mein Netz an Bekannten in verschiedensten Gegenden Chinas wächst beständig (100% Teebekanntschaften). Natürlich sind wir auch alle zusammen Essen gegangen. Nun, zur Feier des Tages wurde uns ein 1966er Zhenghe Gongfu, also ein fast 50jähriger Schwarztee, kredenzt. Das war natürlich ganz was besonderes, seltenes. Selbst wenn der Tee nicht so alt sein sollte, man weiss ja nie. Aber sehr alt ist er auf alle Fälle.





Ein Zheng He Gong Fu von 1966 wird kredenzt:








Am Nachmittag wurde ich dann wieder ins Hotel verfrachtet, später wieder abgeholt, um noch etwas zu warten, dann Nachtessen, und dann endlich konnte ich mit dem Chef die Einkäufe, welche Tees, Preise, etc. besprechen. Bai Mu Dan und Yin Zhen werden hier aus zwei Teepflanzensorten verarbeitet: die klassische Zheng He Da Bai und die neuere Fu An Da Bai. Die Tees werden dann jeweils auf zwei Arten verarbeitet. Klassisch als aschefarbene Weisstees, modern als grünfarbene Weisstees. Zheng He Gong Fu und weitere Schwarztees werden erst später produziert, ich werde noch Muster erhalten. Neuerdings werden zusätzlich sowohl weisse als auch schwarze Tees aus Mei Zhan, einer Oolong-Teepflanze hergestellt. Diese scheint sehr in Mode zu sein, fast überall trifft man auf irgendeinen Mei Zhan – grün, schwarz, Oolong, weiss.



Teedegustationen in der Teefabrik in Tieshan bei Zhenghe:




Am 17. April wollte ich eigentlich die Teegärten von ihnen anschauen gehen, aber das ist dann doch nicht zustandegekommen, das muss ich auf das nächste Jahr verschieben. Einige andere Teegärten in der Nähe konnte ich mir aber anschauen. Die von mir zu kaufenden Weissen Tees wurden den Morgen über bis nach dem Mittagessen noch ein letztes Mal sonnengetrocknet. Nach einem sehr herzlichen Abschied hat mich der Fahrer zur Post gefahren, wo wir die Pakete mit den beiden Tees verschicken wollten. Das Postfräulein hat sich aufgrund von irgendwelchen Vorschriften (die mal gelten, mal nicht gelten) quergestellt, manchmal ist das echt mühsam, vor allem in kleineren Orten. Jedenfalls müssen die Tees alle in offizielle Postkartons (hier hat es nur kleine) umverpackt werden. Also habe ich mal die Formulare ausgefüllt, die Tees werden dann in der Teefabrik neu verpackt und dann gesendet. Sie werden das für mich erledigen, denn am Nachmittag bin ich mit dem Bus weiter nach Fu’an gefahren.

Teegärten in Tieshan bei Zhenghe: