Teegeschichte 13
Diese Teegeschichte ist in einer gekürzten Variante bereits im Büchlein "Tee: Geschichten" erschienen
Vom Kaffee zum Tee
Tee trinkt man nur wenn man krank ist: Bei Bauchweh Kamillentee und bei geschwollenen Augen ein Schwarzteebeutel darauf. Trinken tut man Kaffee Wein und Wasser, in der Reihenfolge.
Espresso, stark schwarz mit viel Zucker, schon fast eine Mahlzeit. Die erste Reise nach Italien mit dem 125 er Enduro. Im Gepäck ein Zelt für 25 Franken vom ABM (au bon marche) das gab’s damals noch und natürlich die Drehkaffeemaschine fast gleich teuer, weil ein Designerstück. Die erste grosse Liebe (ich hab sie übrigens behalten) tolle Freunde gefunden, das gute Essen entdeckt, das Meer, der Wein, die Farben, vor allem die Farben und das Reisen. Was gibt es schöneres als zu reisen egal ob real oder im Kopf ich brauch beides.
Und natürlich Kaffee am Morgen, am Mittag, und am Abend nach einem opulenten Mahl bei endlosen Diskussionen zum malen die schwarze Brühe Marke Lavazzo oder Segafredo ist immer dabei..
Bis die Sache mit dem Freund und der russischen Mafia.
Da sind Dokumente die man unter keinen Umständen finden darf. Nicht jetzt, nicht hier, schon gar nicht bei ihm und auf den Fersen sind sie ihm auch schon. Ich frag nicht will auch gar nichts wissen ist eh besser. Freunden hilft man immer deshalb gibt es ja Freunde im Atelier zwischen Leinwand Terpentin und Farbe sind sie gut aufgehoben.
Die ganze Geschichte nimmt dann einen mehr oder weniger guten Ausgang. Der Freund taucht eine Weile unter und zum Dank oder aus Erleichterung stellt mir jener einen Samowar direkt aus Russland ins Atelier. Ein imposantes Teil fast so imposant wie die Pavoni die bei mir in der Küche steht. Dieselbe Maschine von der Q James Bond in einem frühen Film fragt, ob er sicher ist, das diese Maschine wirklich nur Kaffee macht.
So stehe ich also in meinem Atelier vor diesem weiss Gott schönen Samowar und denke mir der russische Zar, Rasputin, Dostojewski, Gorki, Gogol all die haben Tee getrunken ist ja zur genüge beschrieben in ihren Büchern, vielleicht sollte ich es auch mal versuchen. Es gibt doch den Länggassteeladen ist ja nur ein Katzensprung weg.
Und so trete ich zum ersten mal in diesen Laden und verlange noch etwas unsicher Tee für einen Samowar. Bedient hat mich damals Gerhard Lange das ist lange her und für mich begann die Entdeckung des Tees und vielleicht auch ein bisschen der Weg des Tees.
Es kommt der Winter in dem mir die Leinwand ausgeht und auch ein bisschen das Geld dazu. So stand ich dann alle paar Nase lang vor dem Teeladen und bettelte die legendären Teekisten ab. Der Tee wurde damals noch in mit Metalleingefassten Sperrholzkisten ca. 40 x 40 x 60 cm, geliefert. Das gab dann locker vier bis fünf Malgründe. Meistens waren dann aber noch diverse Stempel und Schriftzeichen darauf die gleich mit ins Bild mit einbezogen wurden, so sind die Teekistenbilder entstanden.
Und weiter auf dem Weg des Tees: In diesen Kisten war immer etwa ein Löffel voll Tee zu finden, der natürlich sofort konsumiert wurde. So lernte ich nebenbei eine recht grosse Palette von Tee kennen, die um so vieles reicher, grösser und subtiler als die des Kaffees ist. Ich entdecke die stille ruhige schon fast meditative Seite des Teetrinkens (hat wohl auch etwas mit dem Alter zu tun)
Die Pavoni wie der Samowar haben den Geist aufgegeben. Nur manchmal vermisse ich noch das leise blubbern des Samowars im Atelier oder das aggressive zischen der Pavoni in der Küche, aber nur manchmal.
Heute stehen in meiner Küche eine Nespresso die Kaffeemaschine Clooney sei dank für die gelegentlichen Kaffeetrinker und sechs oder sieben Teepote für alle Gelegenheiten. Und in die Ferien schleppe ich nicht nur die obligate Gusseisenteekanne sondern natürlich auch immer Tee aus dem Länggassteeladen mit.
Das ist meine kleine Geschichte wie ich zum Tee kam.
Lotti Herrmann
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