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Reisebericht: Ureshino 26.-27. April 2017

Tokunaga Kazuhisa beim Degustieren im TeemarktMittwoch und Donnerstag, 26.-27. April
Am Mittwochmorgen sind wir nach Ureshino zu Tokunaga Kazuhisa gefahren. Sein Familienbetrieb ist in japanischen Verhältnissen ein eher kleinerer Verarbeiter in der auf Tama Ryokucha spezialisierten Region Ureshino in der Präfektur Saga. Sie verarbeiteten keinen eigenen Tee, sondern kaufen auf dem Teemarkt Aracha ein und veredeln in zu Shiagecha – also (mischen)-aussortieren-aussieben-endtrocknen-(mischen). Natürlich geschieht auch hier alles voll maschinisiert, allerdings mit kleineren Maschinen älteren Datums, noch etwas mehr Mechanik und weniger Elektrotechnik. Kleine Chargen hochwertiger Tees können ungemischt verarbeitet werden, je nach Wünschen und Mengen werden Aracha vor dem veredeln oder auch nachher als fertiger Shiagecha gemischt.
Empfangen wurden wir von Kazuhisas aus Slowenien stammender Frau Vera, als erstes gab es frischen Tama Ryokucha zu trinken, zwei Tage zuvor fertig verarbeitet; die Saison hat hier gerade begonnen, früh wachsende Varietäten wie Saemidori sind zum Tiel bereits gepflückt worden. Kurz darauf wurden wir zum örtlichen Teemarkt gefahren, wo eine Auktion im Gange war. Kazuhisa sucht hier „seine“ Tees aus, er hatte für 12 Lots geboten, aber nur für eines den Zuschlag erhalten. Jetzt Anfang der Saison geht es noch locker zu und her, am heutigen Morgen standen nur 96 Tees zur Auswahl. Man schreibt sein Gebot auf einen Zettel, der meistbietende erhält den Zuschlag. In den nächsten drei Wochen können es bis zu 500 Tees täglich werden, wofür dann in einen grösseren Raum zur Auktion mit Knopfdruck gewechselt wird, wobei die Kaufwilligen auch überboten werden können. Auf die Frage, ob Kazuhisa denn nicht auch direkt bei Teebauern Tee vorbestellt oder kauft, bejaht er die Frage nach einer engen Zusammenarbeit mit den Teebauern – er kaufe auch diese Tees über den Markt, weil so der Preis für die Bauern fairer sei.

Im Teemarkt in Ureshino: an langen Tischen liegen die verschiedenen Aracha aufDie Wasserkocher im Teemarkt UreshinoIm Teemarkt Ureshino: die Nummer der Käufer und die erreichten Preise werden auf einer Tafel notiertDegustieren im Teemarkt Ureshino

Da es heute den ganzen Tag regnet, hatte Kazuhisa Zeit für uns, ansonsten beginnt gerade jetzt seine stressigste Zeit im Jahr. Wir sind zurück in seinen Laden gefahren und haben drei verschiedene Kamairicha (vom letzten Jahr) degustiert: den Wettbewerbs-Tee (den wir auch gekauft hatten) sowie zwei vergleichbare Qualitäten aus zwei verschiedenen Teepflanzenvarietäten. Dazu haben wir unsere Fragen zur detaillierten Verarbeitung von Tama Ryokucha und Kamairicha. Je mehr wir wissen, desto mehr Fragen kommen auf; diese Japanreise ist diesbezüglich sehr erfolgreich. Tama Ryokucha, auch Guricha genannt, ist der Kugel- oder gekringelte Grüntee, der gleich verarbeitet wird wie Sencha, aber am Schluss anders gerollt wird, nicht nadelförmig, sondern eben gekringelt. Kamairicha wird im Unterschied zu allen anderen japanischen Grüntees nicht gedämpft, sondern geröstet – früher im Wok befeuert, heute maschinell in einer Drehtrommel. Seit 1440 und bis heute fast nur in Ureshino existiert diese spezielle Form der Verarbeitung, damals wurde in China das Dämpfen langsam durch das trockenen befeuern abgelöst, heutzutage existiert meines Wissens noch eine gedämpfte chinesische Grünteesorte (abgesehen von in China produzierten Sencha natürlich). Übrigens gibt es hier sogar Kamairi-Maccha aus ungerolltem, gemahlenen Kamairi-Tencha. Diesen haben wir natürlich auch degustiert, er ist ganz anders, viel herber als sonstige Maccha.

Der erste frische Tama Ryokucha 2017Drei verschiedene KamairichaAufguss der drei Kamairicha

Trotz des Regenwetters sind wir noch einige Teegärten anschauen gegangen. Hier on Ureshino wird fast alles maschinell gepflückt, die Teegärten sind jedoch sehr schön an Hügeln gelegen. Die allermeisten Büsche werden für einige Tage bis eine Woche vor der Ernte direkt mit schwarzen Plastiknetzen bedeckt. Hier steht sogar noch ein ca. 400jähriger Teebaum, der eher einem Teegebüsch gleicht. Aber wenn man sich einen jungen japanischen Teebusch vergrössert vorstellt, kommt das in etwa hin: viele aus dem Boden wachsende Stämme, die zu einem Wurzelwerk, zu einem Busch bzw. Baum, gehören. Die Nachkommen des Teebauern, der diesen Teesamen gesetzt hatte, sollen noch immer hier in der Gegend leben und Tee produzieren, in x-ter Generation.

Teegärten in Ureshino in den Hügeln im Nebel und RegenDirekt mit schwarzen Plastiknetzen bedeckte TeebüscheDas etwa vierhundertjährige TeegebüschBedeckte und noch nicht bedeckte TeebuschreihenFrische Blätter am alten Teebusch, die leider nicht mehr gepflückt werdenStämme des alten Teebusches

In dieser Gegend liegt auch Arita, ein japanisches Zentrum der Porzellanproduktion. Dorthin wollten wir noch fahren, um weitere Kontakte für japanisches Teegeschirr zu knüpfen – nicht unbedingt für die Teezeremonie Chanoyu, eher für das geniessen japanischer Grüntees im Alltag. Wie immer an solchen Orten ist es gar nicht so einfach, denn es gibt eher zuviel als zuwenig, zudem wird hier nicht nur Teegeschirr hergestellt und verkauft und es existieren unzählige Läden. Zum Glück haben uns Kazuhisa und Vera begleitet, so haben wir doch einige schöne Sachen gesehen und zwei-drei Kontakte knüpfen können, wir werden sehen, was sich daraus ergeben wird.
Die Nacht haben wir erneut in Takeo Onsen verbracht, nach einem etwas schwierigen Abendessen, vier Ausländer in einem japanischen Restaurant, die uns (absichtlich?) schlecht und extrem langsam bedienten, das Essen oder besser das warten darauf dauerte zusammengerechnet zwei Stunden.
Der nächste Tag war Reisetag. Am frühen Morgen haben wir uns von Mark Drenhaus verabschiedet, er wird noch 10 Tage ferienhalber in Japan bleiben. Gerhard, Lukas und ich, drei Herren Lange, sind zurück nach Hakata gefahren und von dort mit dem Schiff nach Busan in Südkorea, von dort weiter per Mietauto nach Hadong. Viel warten, fahren, sitzen, warten, sitzen, fahren, etc.

Porzellangeschirr in AritaEiner der von uns besuchten Läden in AritaFiguren des Gewinnens und Verlierens im Spiel

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Grüntee Sets aus Japan und China

Anfang 2021 haben wir angefangen, von ausgesuchten ProduzentInnen Sets mit verschiedenen Tees anzubieten: aus Japan die Sencha Varietäten aus Shizuoka und Iruma mit je fünf Sencha aus unterschiedlichen Teepflanzensorten, aus China die Grüntee Varianten Xinchang mit verschieden verarbeiteten Grüntees in den Formen Longjing, Maofeng und Zhucha.
Zwei Sets mit Sencha Varietäten 2022
Grüntee Varianten Xinchang 2022

Kundenreisen zum Tee mit Länggasstee

Wir haben uns sehr gefreut, die Teereisen 2024 nach Ostchina und Südchina durchführen zu können. Wir freuen uns schon auf die nächsten Reisen im Frühling 2025. Mehr Infos siehe unter:

Teereisen
Kundenreisen zum Tee mit Länggasstee 2024

Frische Pu Er Sheng Cha 2023

Auch im Jahr 2023 haben wir im Frühling wieder rohe Pu Er Cakes aus alten Teebäumen produzieren lassen - Pu Er Sheng Bing Gu Shu Cha. Wir konnten wieder nicht vor Ort sein, durch unsere langjährigen Kontakte zu ProduzentInnen und HändlerInnen ist die Produktion hochwertiger Pu Er aus alten Teebäumen fast schon Routine geworden:

Rohe Pu Er Cakes 2023 aus alten Teebäumen

Das Buch über Tee

Gong Fu Cha. Tee als Handwerkskunst und das bewusste Geniessen: Das erste Teebuch, geschöpft aus dem Fachwissen von Länggass-Tee.

Einblick in das Buch (pdf)
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