Degustation - Heicha
Am Freitag, 16.03.2018 haben wir klassische und moderne Heicha degustiert und getrunken. Die klassischeren als Dekoktion / Sud direkt im Wasserkocher (6g Tee, im klaten Wasser aufkochen, Wasser nachgiessen, wieder aufkochen), die moderneren im Degustationsset mit Löffeln (2g pro Tasse, kochendes Wasser, mehrere Aufgüsse, der Tee bleibt im Wasser stehen).
Klassische Heicha werden noch wie anno dazumal produziert und zu riesigen Stücken in der Form von Säulen, Bricks oder Klumpen gepresst. Als Pflückgut werden Stengel und Blätter der günstigen Spätfrühlings- und/oder Sommerernten zum Teil von mehreren Jahren zusammengemischt. Nach dem Pflücken werden die Tees gewelkt, erhitzt, evtl. gerollt und dann zu Haufen geschichtet, wo der Tee in einem kontrolliert heiss-feuchten Klima von Mikroorganismen (Hefen, andere Pilze, Bakterien) fermentiert wird. Dieser Schritt ist für Heicha entscheidend und wird vom Menschen gesteuerte Postfermentation genannt; Heicha wird in Europa auch als Postfermentierter Tee bezeichnet.
Diese klassischen Heicha können normal im Gongfucha zubereitet werden, sind aber spannender als Dekoktion, also mit kaltem Wasser übergossen und aufgekocht. Traditionellerweise wurden und werden solche Tees als "Suppen" zuammen mit anderen Zutaten gekocht - zum Beispiel Tibetischer Buttertee.
Der in Körben gelagerte Lu An Cha gehört auch noch zu den klassischen Heicha, obwohl dieser schon fast als Blatt-Tee bezeichnet werden kann. Nach der Postfermentation wird Lu An Cha geröstet und in Körbchen gestopft, wirklich gepresst wird aber nicht, der Tee ist eher lose mit Klümpchen.
Auch Liu Bao Cha wird in Körbe gestopft, der Tee wird allerdings nicht geröstet und zumindest heutzutage eher dunkel fermentiert, fast schon wie ein fermentierter Pu Er, womit wir schon bei den modernen Heicha angelangt sind. In den 80er Jahren hat man sich in Hongkong mit der Postfermentation auseinandergesetzt, der fermentierte Pu Er ist daraus entstanden. Hier wird die Fermentation sozusagen zuende geführt, der Tee ist viel dunkler als andere Heicha. Für Pu Er wird besseres, edleres Pflückgut als für traditionelle Heicha verwendet.
Aus einem weiteren Experiment entstanden die beiden offenen Zang Cha von 2012, die allerdings so einmalig sind und bisher nur vom Erfinder produziert wurden: er ist ein Biochemieprofessor spezialisiert auf Tee, seine These besagt, dass es auf die Oxidation ankommt, (mikrobielle) Fermentation sei nur eine Verunreinigung. Laut eigener Aussage sind seine beiden Zang Cha in eier speziell konstruierten geschlossenen Trommel aufgeschichtet worden, wo neben Temperatur und Feuchtigkeit auch die Luftzufuhr kontrolliert wird und keine Mikroorganismen hineinkommen können. Der Geschmack dieser beiden Tees sind dann auch viel "sauberer", aber weniger "spannend"???
Links zu den Tees mit Informationen zu allen degustierten Tees im Onlineshop:
Gui Zhou Hei Cha 1982 贵州黑茶
Shi Liang Cha 2011 十两茶
Zang Cha 1993 藏茶
Te Ji Zang Cha 特级藏茶
Ya Xi Zang Cha 芽细藏茶
Liu Bao Cha 2008 六堡茶
Shan Dong Liu Bao 山洞六堡
Lu An Cha 2010 六安茶
Pu Er Gong Ting 普耳宫廷
Links zu Blogeinträgen (Bilder und Informationen zu Anbaugebiet, Verarbeitung, Degustation und Einkauf:
Reisebericht: Guangzhou 2016
Reisebericht: Ya'an 2013
Blogeintrag: Neue Andere Heicha
Blogeintrag: Neue Tees: Heicha (Postfermentierte Tees)