Reisebericht: Shanghai, 18. - 20. April 2015
Nachdem es am Vorabend doch eher spät geworden war, habe ich den Vormittag des 18. April verschlafen. Danach habe ich Weng Liping, meinen belgisch-chinesischen Freund, Lieferant, Teelehrer in einem, kontaktiert: Er und seine Frau Chen Zhuang, genannt Sanmao, stammen aus Shanghai und wohnen in der Wohnung der Schwester von Sanmao. Mein Hotel ist natürlich gleich gegenüber an der selben Strasse. Beide hatten mich schon erwartet, eine Schachtel mit Mustern stand schon bereit zum degustieren; dies und das müsse ich noch entscheiden und aussuchen.
Aber zuerst habe ich natürlich ein Glas mit frischem Long Jing Shi Feng aufgegossen bekommen, das muss natürlich schon sein. Da ich dieses Jahr verhältnismässig spät nach China gereist bin, weil ich genug Zeit für die Oolong-Gebiete haben will, konnte ich dieses Jahr nicht dabei sein beim Einkauf der Top-Qualitäten von Long Jing und Bi Luo Chun, daher haben Liping und Sanmao in meinem Auftrag für Länggasstee eingekauft. Vergleiche hierzu die letztjährigen Reiseberichte: Biluochun Teil 1, Teil 2; Longjing.
Dann ging es los mit einer Runde Maofeng aus Sichuan, von zwei Produzenten, die ich auf meiner China-Reise 2013 auch besucht habe; vergleiche hierzu den Reisebericht Ya’an. Eigentlich sollte in dieser Reihe auch ein Sichuan Maojian sein; der diesjährige entspricht aber nicht unseren Qualitätsvorstellungen. Ich hatte für Länggasstee bereits mit diesem Si Chuan Mao Jian gerechnet, schade. Aber die Maofeng sind dafür überaus interessant. Zwei preislich nicht sehr verschiedene Tees vom gleichen Lieferanten unterscheiden sich gewaltig, zwei verschiedene Stile von Maofeng. Sehr spannend. Dieses Jahr wird es also drei Mao Feng aus Sichuan geben bei Länggasstee: Si Chuan Mao Feng, Ming Shan Mao Feng, Meng Ding Mao Feng.
Vier verschiedene Mao Feng aus Sichuan im Vergleich:
Zwischendurch haben wir Nudelsuppen bestellt, essen ohne Zeit zu verlieren à la Chinoise, bei uns wäre es wohl Pizza gewesen.
Die selben zwei Lieferanten aus Sichuan produzieren auch echte Gelbe Tees. Auch hier ist der eine Gelbe Tee, den ich wieder kaufen wollte, nicht gut gekommen, bzw. hat der Produzent ihn überhaut nicht traditionell gelb gemacht, er sieht eher aus wie ein Zhuyeqing-Grüntee. Also wird es auch dieses Jahr keinen Meng Ding Yellow Bud geben. Der Huang Mao Feng (als Maofeng verarbeiteter Gelbtee) ist allerdings sehr schön geworden. Der traditionell produzierte, echte und originale Meng Ding Huang Ya vom anderen Produzenten ist dafür noch besser als letztes Jahr gekommen, ein wunderbarer, klassischer, seltener Gelber Tee.
Ebenfalls von diesen zwei Produzenten haben wir Muster von Schwarzen Tees erhalten: Si Chuan Gong Fu, ein Schwarztee mit aussergewöhnlich starkem Rosenduft; Lao Chuan Hong, ein aus alten lokalen Teepflanzen hergestellter, traditioneller Schwarztee; ein neuer Tee aus einer Dabai-Teepflanze, sehr schön im Blatt, viel Blattbehaarung, ansonsten uninteressant sowie ein Hong Mei Zhan, also ein aus Oolong-Teepflanzen produzierter Schwarztee, der aber nicht so gut ist wie der letztjährige. Von den ersten beiden habe ich gekauft, der dritte ist enttäuschend, vom vierten haben wir zum Glück noch genug vom Vorjahr.
Noch hatten wir nicht genug. Die letzte Runde Tee für heute bestand aus vier verschiedenen An Ji Bai Cha, produziert von der Familie des Entdeckers des wilden Teebaumes mit weisslichen Blättern, woraus die Teepflanzenvarietät Bai Ye 1 Hao stammt. Das erste Muster stammt allerdings von einer neuen, gelblichen Varietät, die als natürliche Veränderung eines Teebusches mit weisslichen Blättern entstanden ist. Solche Tees sind dieses Jahr an vielen Orten zu finden, extrem teuer, geschmacklich uninteressant; geeignet für den chinesischen Geschenk-Markt: neu, interessant, teuer; alles weitere interessiert nicht. Die anderen drei Muster sind echte An Ji Bai Cha aus verschiedenen Tagesernten; auch da habe ich einen ausgesucht. Interessant ist nur, das so ein guter und spezieller Grüntee - sehr fein, fast keine Bitterstoffe, sehr süss und unglaublich viel Umami, so dass der Geschmack fast an eine Buillon erinnert - in China sehr beliebt ist, ein Europa aber wenig Anklang findet.
Schwarztees aus Sichuan und An Ji Bai Cha zum degustieren, vergleichen und auswählen:
Nun war es an der Zeit, den Magen mit gutem Essen aus der Shanghai-Küche zu füllen und danach dem Gaumen zur Abwechslung etwas aus Belgien importiertes Bier zu gönnen. (Belgisches Bier in China, chinesischer Tee in der Schweiz...)
Am nächsten morgen, am 19. April, ging es gleich weiter. Wir haben verschiedene Bai Cha Long Jing, also Long Jing aus weisslichen Teepflanzen verglichen. Einerseits um den Unterschied zwischen verschiedenen Anbaugebieten zu sehen, anderseits aus Zweifel, weil doch viele solche Longjing in Wirklichkeit aus anderen Teepflanzenvarietäten hergestellt werden, zum Teil auch gemischt aus echten und anderen. Die Foto unten zeigt jeweils ein Blatt: links An Ji Bai Cha aus Anji, in der Mitte Bai Ya Long Jing aus Xinchang, rechts Bai Cha Long Jing aus Anji.
Danach ging es darum, einige rohe Pu Er aus alten Teebäumen (Pu Er Gu Shu Sheng Cha) zu degustieren und definitiv zu entscheiden bzw. Vorentscheide zu bestätigen. Nur Liping wusste, welcher Tee was ist, Sanmao und ich haben blind degustiert und analysiert. Eine sehr interessante, lehrreiche und genussvolle Runde Tee! Ganz links ein sehr schöner Tee aus Mengku, aus der Region Bingdao. Leider etwas gar teuer für die Qualität. In der Mitte ein Tee aus Zhenyuan, wo wir letztes Jahr einen sehr guten und günstigen Pu Er Cake produzieren liessen. Der diesjährige war sogar noch besser, jedoch auch teurer und als „so günstig wie möglich“-Cake aus alten Bäumen zu teuer. Rechts dann ein Tee aus Jinggu, in der Nähe des Wuliangshan. Ein sehr süsser und fruchtiger Tee. Diesen hatte Liping bereits reserviert, nun haben wir das bestätigt.
Blätter von An Ji Bai Cha und Bai Cha Long Jing sowie drei Pu Er Sheng Gu Shu Cha aus der Region nördlich von Xishuangbanna:
Den Rest des Tages verbrachten wir mit organisieren. Die Frage war, wann wir nach Huangshan reisen sollten, wie wir mit dem Zug dahin kommen. Weil das Wetter zu kalt und zu regnerisch war und noch immer ist, hat die Erntezeit von Tai Ping Hou Kui noch nicht richtig begonnen, aber in den nächsten Tagen soll es wärmer sein. Nach Huangshan werde ich nach Fuding weiterreisen, Liping wird zurück nach Shanghai fahren; wir würden uns dann in Chaozhou wieder treffen. Weiter haben Sanmao und ich noch die bisherigen Einkäufe kontrolliert und unsere jeweiligen Listen aktualisiert, Geld- und Wechselkursfragen diskutiert etc. Daneben hat uns Liping einen Pu Er aus dem Jahr 2000 zubereitet. Das Pflückgut stammt vom Daxueshan, einem Berg in der Nähe von Bingdao aus wild gewachsenen alten Teebäumen. Diese sind heute geschützt und dürfen nicht mehr gepflückt werden. Ein historischer Tee also, von herausragender Qualität und gut gelagert in Mengku. Und man kann davon sogar noch kaufen, und das zu einem Spezialpreis vermittelt durch Liping...
Abends waren wir dann zum Essen eingeladen im Teehaus von Xiuru, einer Teehändlerin und Freundin von Liping und Sanmao. Wie letztes Jahr haben wir dort wunderbar gegessen, zum Dessert haben wir noch einmal den wilden 2000er Pu Er geniesen können, den Liping natürlich mitgebracht hat. Auf der Rückfahrt haben wir noch am Bahnhof haltgemacht, um Zugtickets zu kaufen. Wir wollten den Nachtzug nehmen, mit dem wir frühmorgens am 21. April in Huangshan ankommen würden; der war jedoch schon ausgebucht. Alternativ blieb uns nur übrig, Tickets für den Zug am Mittag zu kaufen, der dann kurz nach Mitternacht in Huangshan eintreffen wird.
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Grüntee Sets aus Japan und China
Anfang 2021 haben wir angefangen, von ausgesuchten ProduzentInnen Sets mit verschiedenen Tees anzubieten: aus Japan die Sencha Varietäten aus Shizuoka und Iruma mit je fünf Sencha aus unterschiedlichen Teepflanzensorten, aus China die Grüntee Varianten Xinchang mit verschieden verarbeiteten Grüntees in den Formen Longjing, Maofeng und Zhucha.
Zwei Sets mit Sencha Varietäten 2022
Grüntee Varianten Xinchang 2022
Kundenreisen zum Tee mit Länggasstee
Wir haben uns sehr gefreut, die Teereisen 2024 nach Ostchina und Südchina durchführen zu können. Wir freuen uns schon auf die nächsten Reisen im Frühling 2025. Mehr Infos siehe unter:
TeereisenKundenreisen zum Tee mit Länggasstee 2024
Frische Pu Er Sheng Cha 2023
Auch im Jahr 2023 haben wir im Frühling wieder rohe Pu Er Cakes aus alten Teebäumen produzieren lassen - Pu Er Sheng Bing Gu Shu Cha. Wir konnten wieder nicht vor Ort sein, durch unsere langjährigen Kontakte zu ProduzentInnen und HändlerInnen ist die Produktion hochwertiger Pu Er aus alten Teebäumen fast schon Routine geworden:
Das Buch über Tee
Gong Fu Cha. Tee als Handwerkskunst und das bewusste Geniessen: Das erste Teebuch, geschöpft aus dem Fachwissen von Länggass-Tee.
Einblick in das Buch (pdf)Unser Tee Buch bestellen im Onlineshop